Der Junge mit den
blutigen Schuhen
Dieter
Forte
Die Geschichten
Jaakobs
Thomas Mann
Schon als Kind hat mich das Faksimile einer
Urkunde vom Michaelistag 1384, in seinen Bann gezogen, in der bestätigt
wird, daß Diderike Mummentey sieben Pfund hannoverscher Pfenninge an
Hannes van Boltessem, knape und Henningh Vretholt in bar gezahlt und dafür
als Pfand ihre vif ackere de se lighet uppe der luderser marke an dem
langhe velde erhalten hat.
Die
altertümliche Schrift mit ihren kleinen und doch kräftigen Buchstaben
und den feinen Zier- und Auslassungsstrichen habe ich versucht nachzuschreiben,
die Transskription zu verstehen und mir auf den übersetzten Text einen
Reim zu machen.Ich wußte noch nichts von meinem Studium in Hannover und
meiner ersten Stelle als Lehrer in Pattensen, das von Lüdersen nur einen
Katzensprung entfernt ist.
Der Lehrer
Carl Philip Mummenthey, ein Vorfahr meiner Mutter väterlicherseits, im 18.
Jahrhundert nach Schoningen gekommen, wurde der Anlaß, daß sie, aus
dem vom Bombenkrieg bedrohten Bochum, in das kleine Dorf am Rande des Sollings
evakuiert wurde, aus dem mein Großvater 1909 ins Ruhrgebiet gezogen war,
um Arbeit bei der Bahn zu finden.
Mein
'Oheim' Emil Mummenthey hatte schon vor dem ersten Weltkrieg viel Geld und Zeit
für erfolgreiche Nachforschungen zur Verbreitung und Herkunft des Namens
zu aufgewandt. Oft waren auch Geld oder Mühe vergebens. Aus dem Jahre 1956
liegt z.B. ein Schreiben von ihm an das evangelische Pfarramt in Uslar
(Solling) vor, mit der Bitte um Auskunft, ob in den Kirchenbüchern der
Name Mummenthey vorkomme.
Das Schreiben
wurde urschriftlich zurückgereicht mit dem Bemerken, dass sich der
Name M u m m e n t h e y weder in den Kirchenbüchern von Uslar-Stadt
noch Uslar-Land findet.
Zu dieser
Zeit also bin ich in den Schulpausen um St. Johannis herumgelaufen und hatte
keine Ahnung welches Geheimnis hier mit 'Brief und Siegel' verborgen lag. Die
Herkunft von Carl Philip Mummenthey blieb weiterhin im Dunkeln.
Ich fand 12 Jahre später mehr Kooperation
in der Uslarer Superintendentur. Viele Fotokopien, inzwischen auch vergilbt wie
damals die Originale, handschriftliche und maschinenschrifliche
Transkriptionen, wegen der deutschen Schrift von meinen Eltern in
mühevoller Arbeit angefertigt, zeugen von dem beschwerlichen Leben eines
Dorfschulmeisters , soweit es sich in Briefen an und von vorgesetzten
Behörden zu dienstlichen und privaten Lebensbereichen
widerspiegelt.
Auch die
Kirchenbücher enthielten zwei Einträge, unter Taufen: zweimal
Zwillinge der Schwester Carl Philips, der auch beide Male Pate war. Leider
starben beide
Zwillingspärchen
schon bald nach der Geburt. Da Carl Philip in Schoningen begraben war,
unterließ ich dummerweise das Weiterblättern.
Viel mehr faszinierte mich ein weiterer Pate, der Vater
Carl Philips, ein Licentcontrolleur aus Hemeln! Die Suche nach ihm führte
weit ab. Die Kopfsteuerbeschreibung von 1689 brachte viele Hinweise bezogen auf
Hannover, Jeinsen und Oerie. Bei den hannoverschen Mummenteys fand sich der
Name des 1689 erst 3/4 jährigen Johann Jobst Mummentey (Sohn von Johann
Valentin Mummentey, Enkel von Curdt Mummentey, Urenkel von Ditrich Mummentey
und möglicherweise Ururenkel von Henrich Mummentey, wie sich später
herausstellte).
Der Name Johann Jobst
Mummenthey ist am 16. Mai 1761, der Name seiner Witwe Dorothea Elisabeth
Egestorff rel. Mummenthey am 29. Juli 1762 in Uslar, St. Johannis unter
Begräbnisse eingetragen!
So
erschließt sich, wie immer wieder der Faden aufgegriffen wurde, der in
vielfältiger Weise mit Schoningen, Uslar, Hannover und dem Calenberger
Land, insbesondere dem alten Amt Calenberg durch persönliche Geschichte,
Familiengeschichte und Landesgeschichte verknüpft und verwoben ist.
Im Amt Calenberg konzentriert sich das
Vorkommen des Namens Mummenthey zwischen 1384 und 1804 auf die Orte
Lüdersen, Holtensen, Harkenbleck, Bredenbeck, Hiddestorf, Gestorf,
Jeinsen, Hüpede und Oerie, sowie die Calenberger Neustadt Hannovers. Nach
der Hildesheimer Stiftsfehde zählen auch noch Lühnde, Groß- und
Klein-Lobke hinzu.
Ein
Rentengeschäft 1411 in Stadthagen, im Einflußbereich der Grafen von
Schaumburg, die auch Grundbesitz in der Bennigser Mark hatten, gibt
Anlaß, Stadthagen und Umgebung nicht aus den Nachforschungen
auszuschließen. So berichtet R. Weiß, Über die großen
Kolonistendörfer des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts zwischen
Leine und Weser (Hagendörfer). {Vortrag gehalten am 14. Nov. 1906 im
Historischen Verein für Niedersachsen; veröffentl. in ZHist VNdSachs
1908}:
"Hier wirtschaftet eine manchmal
auffällig von der Umgebung abweichende Bevölkerung, anders sprechend,
schwarzhaarig, dunkeläugig und weit angenehmeren Charakters als die
blonden und blauäugigen Germanentypen {sic!} krätigen Gemütes in
der Nachbarschaft. Fremd klingende Namen, wie Kinkeldei, Finkeldei, dann
Köller, aber auch ortsübliche, wie Homeier und Hävemeier, sind
gehäuft vertreten."
; R. Weiß, a.a.O. S. 149f.
Nachforschungen im Haupt und Staatsarchiv in
Bückeburg zu den Namen oder Namenslisten aller Kolonisten in den
angesprochenen Hagendörfern könnten zu Belegstellen vor 1384
führen.
Den durch die entsprechenden Quellen
verbürgten Einzeldaten, soll eine den möglichen Zusammenhang
einbeziehende Betrachtung folgen, woraus dann Arbeitshypothesen zur
Füllung der noch beachtlichen Lücken entwickelt werden
können.
Meine Zusammenstellung
bezieht sich auf eigene Nachforschungen in den Original-Kirchenbüchern von
Uslar und Oerie, den Micro-Fiches der Kirchenbücher Hannover, sowie
Erkundungen im Stadtarchiv Hannover und im Nieders. Staatsarchiv in Hannover/
Pattensen. Großen Anteil hat aber das Archiv des Mummenthey'schen
Familienverbandes, das 1903 durch Emil Mummenthey begründet wurde und
durch seinen Sohn Karl-Adolph Mummenthey weitergeführt wird, der auch die
Herkunft der Schoninger Linie endgültig klärte.
1.0 Historische Belegformen des FN Mummenthey
1384
dat wy Diderike Mummenteyge to ludersen
(Urkunde
Staatsarchiv Hannover, Cal.=O. Wülfinghausen n253) Kopie liegt vor
1384
de vorbeschr. diderike Mummenteye
(a.a.O.)
1406
Henricus Mummentey (Matrikel der Universität Erfurt)
1409 Hynrius
Mummentey de Hannower (Matrikelbände 1409 - 1536 der Universität
Leipzig) Kopie liegt vor
1409 Hinricus Mumentey Saxo
(Universität Leipzig, Promotion zum Bakkalaureus)
1411 Mummentey,
hinrich Mummetey (Kopialbuch der Stadt Stadthagen, Staatsbibliothek
zu Berlin, Ms.germ.fol. 1376) (Kopie liegt vor)
1425 - 30
Mummentey, lutteke Mummentey tileke Mummentey in Harkenbleck
(Kornregister)
1425 - 30 Mummentey in Holthusen (Pott Holtensen,
Holtensen b. Wennigsen) (Kornregister)
1439 hinrik Mummentey pistor
(Neubürger in Hannover) (Kopie liegt vor)
um 1500 Mummendey,
Bredenbeck (Ortschronik Bennigsen)
1557 Tilke Mummentey (Liste zur
Türkensteuer, Gestorf) (Kopie liegt vor)
1557 Mummenthey
(they!!) (Liste zur Türkensteuer, Hiddestorf) (Kopie liegt vor)
1592
Dietrich Mummentey (Bürgereid in Hannover) (Kopie liegt vor)
1592 Kötner Hanß Mummentey, Hüpede (Calenberger Hausbuch)
1592 Halbspänner Hanß Mummentey, Oerie (Calenberger Hausbuch)
1592 Kötner Henni Mummentei (Calenberger Hausbuch)
1593 Kötner Tilcke Mummentey, Groß Lobke (Erbregister der
Ämter Ruthe und Koldingen)
(tey auch in Lühnde und Klein
Lobke)
1596 Dieterich Mummentauw (St. Aegidien, Hannover, Trauungen S. 254)
(Kopie liegt vor)
1603 Ditrich Mummentei von Hiddestorf (Ditrich Mummentei,
jun. {Henrichs Sohn!!}, Bürgereid Hannover) (Kopie liegt vor)
1612 Dirich Mummentei Junior (St. Aegi
dien, Hannover,
Taufen November, and. Handschrift!) (Kopie liegt vor)
1625
Dirich Mummentey (St. Aegidien, Hannover) (Kopie liegt vor)
Die folgenden aus dem Kirchenbuch Oerie:
1652 Hans Mommentey
1654 Hanß Mummentey
1665 Hans
Mummendei
1669 Hans Mummentey
1699 Diedrich Mummendey
1708 Daniel
Mummenthey
1713 Engel Dorothe Mummentau (andere Handschrift!)
1717 Curdt Mummentaus Sohn
1722 Anna Mummtau
1737
Ilsebeth Mummenthey
Es seien noch angefügt:
1689
Vollmeier Hinrich Mummenthei, Jeinsen (Kopfsteuerbeschreibung 1689)
1689
E.E. Rats Kammerdiener Hans Valentin Montein, an anderer Stelle Ratsdiener
Hans Valentin Mummentay, Hannover (Kopfsteuerbeschreibung 1689)
1761
Gerhard Mompetain (auch Monpetain), (Kirchenbuch Rössing)
2.0 Quellenkritische Angaben und Angaben zur Belegentwicklung
1384 teyge mummenteyge
Dativbildung?
oder teyge > dige ?
aber in gleicher Urkunde auch noch mummenteye
1406 tey
1409
tey
1411 tey
1425/30 tey
1557 they
1596 tauw
Wie immer es auch ausgesprochen wurde, der Vergleich
mit anderen Namen ergibt nach dem t ein a, der über dem
nächsten Buchstaben auftauchende senkrechte Strich spricht für
ein u und nicht für ein i, das immer einen Punkt trägt.
1612 tei Neuer Pastor in St. Aegidien?
1713 tau Neuer
Pastor in Oerie?
1722 tau
1737 they
3.0 Bisherige Deutungen
Eine Arbeit in den Veröffentlichungen des
deutschen Sprachvereins (39, 1924, S. 63) nimmt eine Kurzform Mummo an,
welche aus einem zweistämmigen Namen Munimund = Muni : Denake, Sinn,
Lust + mund: Hand, Schutz entstanden sein könnte. Wie sich
sehr oft die Bildung von neuen Namen durch Zusammensetzung von Vater- und
Sohnesnamen findet: Elsenhans aus Elso und Hans, ließe sich eine
gleichartige Zusammensetzung aus Mummo und Dey annehmen. Hierbei wäre Dey
aus Dagobert, Dagybert entstanden.
Also wäre der Ahn der Familie
Mummendey, Mummenthey ein Mummo oder dessen Sohn "Mummos Sohn".
Eine etwas bodenständige Deutung findet sich in Hans Bahlow, Deutsches Namenlexikon, Stuttgart 1980:
Mumment(h)ey, Mommendey (nordd.): Flurname wie Dauthendey, Dillendey, Doneldey usw., s. Dilthey!.
Unter Dilthey dann:
"
Urkdl.
Dillendey 1404, Dilndey, Diltey u.ä., vgl. Dauthendey, Bubendey,
Mommendey, Finkendey, Hinckeldey, Dindeldey, alle auf Moor und Sumpf (Schilf)
deutend, - westf.-nld. Flurnamen.
a.a.O. S. 100.
Bahlow hat das Verdienst eine längere Liste von Namen mit dem Suffix dey beizusteuern, wenn man all seinen Namenshinweisen folgt: Bubendey, Dauthendey, Dillendey, Dindeldey, Dingeldey, Doneldey, Finkendey, Hinckeldey, Mommendey, Schimmedey. Leider wird das allen Namen gemeinsame dey nicht erklärt, der überwiegende Teil der verschiedenen Wortstämme soll aber auf Moor und Sumpf deuten. Dazu Ohainski und Udolph: "Bahlow ist dafür bekannt, überall in Deutschland Sümpfe in ON zu finden." a.a.O. S. 173
Wie Bahlow nicht nur bei den ON, sondern auch bei den
FN in diesem Sinne fündig geworden ist s.o., so bewegt sich
R. Zoder,
Familiennamen in Ostfalen. 2 Bde., Hildesheim 1968; jedenfalls metaphorisch,
auf ähnlich schlüpfrigem Boden:
Mummenthey (Br 3, Ha 2, Ma 2): ÜN, z. Suffix -dei mit dem BW mnd
mumme f. = nhd Muhme, verhüllend für Hure (s. Muhme u. DWb 6,2644
f.), demnach Hurenknecht, -kerl, Hurer? Oder dei < dige? vergl.
Beobachtungen § 88 u. Zoder, Nd. Kbl. 73,28; Hinrik Mummentey pistor (Nbg
Ha) 1442 BbHa 1,98; Luder Mummentey (B Hi) 1506 KR = Ludeke
Mummenthey (do)
1516 SR; Henni Mummentei (B Jeinsen) 1592 BCa 216; Hinrich Mummenthei (do) 1689
KCa 2 u. v. a. m.; Zoder, a.a.O. S. 193 {KR Kämmereirechnungen,
SR Schoßregister der Altstadt Hildesheim}
Unter § 88 heißt es bei Zoder a.a.O. S.
142 dann:
"Eine noch weitgehend ungeklärte Erscheinung bei
Appellativen wie bei Eigennamen (FN) ist die Nachsilbe -dei, wie wir sie in
Nackedei, aber auch in Namen wie Dingeldey, Hinkeldey, Mummenthey u.a. haben.
Die Wörterbücher behandeln diese Silbe nicht, lediglich Gottschald
erwähnt in seiner Deutschen Namenkunde das noch ungeklärte
Suffix, zu dem er irrtümlich auch den FN Manthey rechnet, der jedoch
mit diesem Suffix nichts zu tun hat und anders zu erklären ist (s. §
84,3 und lexikalischer Teil).Ohne Richtigkeit beanspruchen zu wollen, sei hier
eine Möglichkeit angedeutet, wie dieses -dei entstanden sein könnte
und dann wohl vielfach im Wege der Analogie angefügt, also Suffix wurde.
Nehmen wir das Appellativum Nackedei, zweifellos ein weitbekanntes Wort
mindestens der Umgangssprache, das die Wörterbücher allerdings
verschweigen (DWB, Sanders, Moriz Heine, Kluge-Götze, desgl. die mhd und
mnd Wbb.) Auch die im Grundriß der germanischen Philologie Bd. 17, I?III,
erschienenen drei Bände Deutsche Wortgeschichte (Berlin: de
Gruyter 1943) sowie die Deutsche Wortbildung von Walter Henzen =
Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte B. Ergänzungsreihe Nr. 5
(Halle a. S.: Niemeyer 1947) gehen auf Wörter mit -dei nicht ein. Weigand
(5. Aufl.) Bd. 2, 263/264 verzeichnet das Adjektiv nackt und führt dabei
die historische Form nack(e)tig(ch) des 15. Jh. als Weiterbildung an.
Substantiviert man dieses Adjektiv und flektiert es, so entsteht ohne
Schwierigkeit "der nack(e)dige", das dann in der weiteren Entwicklung der
Nachsilbe -ig zu ei diphthongiert sein könnte. Das Suffix -dei setzt
allerdings, nimmt man diese Entwicklung an, voraus, daß das Hauptwort mit
einem Dental endet. Das ist jedoch ohne weiteres gegeben, wenn man von einem
substantivierten Partizip praesentis eines Verbums ausgeht; als Beispiel sei
die in diesem Sinne mutmaßliche Entstehung des FN Mummenthey
angeführt: mummen, sich vermummen, läge als Verb zu Grunde; der (sich
ver-)mummende wird substantiviert zu Mummend(e) und mit dem adjektivischen
Suffix -ig versehen; aus dem Mummendig(e) entstünde so Mummendei oder mit
hd Verhärtung Mummenthey. (Vgl. Zoder, Nd. Kbl. 73, 28 f.)
Einige Beispiele seien hierunter aus dem ostfälischen Material
angeführt, ohne daß allerdings in jedem Falle eine befriedigende
Erklärung gegeben werden kann.
1 . Babeldeyes (o. PN, B Halle)
1355/83 SbHalle 1,369 =? Hans Babylden (do) 1355/83 ibid. (zu babbeln, auch
papeln v. = lallen, unverständlich sprechen, plappern?)
2. Albero
Doneldey (B Bremen) 1270 UbBrL 2,280 S. 154,35.
3. der Haseldeygesschen
(o. PN) 1375 UbHbP 138.
4. Hinrik Mummentey (Nbg Ha) 1442 BbHa 1,98. {hier besser: Diderike Mummenteyge (teye) to ludersen; Cal. Or. Kloster Wülfinghausen n. 253.; 29. Sept. 1384}
5. hern Cord Stekeldeyge 1440 UbHi 4,386 = Conrado Stockeldeyg
presbitero 1447 ib. 4,660.
6. Hans Viseldei (B Northeim) 1634 BVNO 208.
7. Hinrick Wydeldey (B Hi) 1516 SR.
Manthei(y) Br 3, Ha 17, Hb 3, Hi 3, Ma 5): PN? < weibl. Vornamen * Mant-heid(is), unter Apokope des auslautd -de: Manthei(de); s. a. Manthe 1.
Manthe (Ha 1, Hm 1): 1) PN-Kf Mante z. PN Mant-wig (Mantwicus) oder Mant-win, häufig in Ostfal.
Nun der § 84,3 Zoder a.a.O. S. 137:
3. Hierhin dürfte der auch heute noch in Hildesheim mehrfach
vorkommende FN Manthey gehören, als Metronymikon entstanden aus dem
weibl. PN Mant-heidis (vgl. hier die Positionen 1 und 5); für den PN
fehlen Belege, er ist aber aus den männl. PN Mantwig und Mantwin zu
erschließen: Mandewigo canonico (Kloster Neuwerk bei Halle a. S.) 1135
UbEMa 1,236; Mantwico de Rodersem 1268 UbBr 4, N. 124; Mandwinus conversus
(Nekrolog Amelungsborn) vor 1290 ZHVNds 1877,18; die Kf Mante für den
männl. PN ist häufig belegbar, ältestes Vorkommen:
Mantonem van Herborn (Stadtschreiber Duderstadt) 1499 UbDud 516; Manthe
Ghildehuß (Nbg Hi) 1527 KR. Zwei FN könnten zu dem
weibl. PN gehören, obwohl sie den Lautstand nicht voll wahren:
Dietrich Manheit (B Dransfeld) 1585 BCa 67; Cord Manheit mußqueticr 1685
KR 2,135. Die analoge Entwicklung wie zu 1 und 5 muß sich also
außerhalb des ostfälischen Sprachraums vollzogen haben.
4.0 Fundstücke
Bei Linnartz (a.a. O.) fand ich im Geleit zur zweiten Auflage:
"Herder hatte dem jungen Goethe in Straßburg eine Anzahl Bücher
geliehen und konnte sie trotz mehrfacher Anmahnung nicht
zurückbekommen.Schließlich kleidete er seine Bitte anspielend auf
Goethes Namen in die Worte: 'Der von Göttern Du stammest, von den Gothen
oder vom Kothe, Goethe, sende mir sie. 'Noch in späteren Jahren hat sich
Goethe über diesen sicherlich harmlos gemeinten Scherz bitter
beklagt. 'Es war nicht fein', so sagt er, 'daß er sich mit meinem Namen
diesen Scherz erlaubte, denn der Eigenname eines Menschen ist nicht etwa wie
ein Mantel, der bloß um ihn hängt und an dem man allenfalls zupfen
und zerren kann, sondern ein vollkommen passendes Kleid, ja wie die Haut selbst
ihm über und über gewachsen, an der man nicht schaben und nicht
schinden darf, ohne ihn selbst zu verletzen.' "
Die Klage in Goethes Worten
ist nicht mehr zu erkennen, wenn ab 'der Eigenname eines Menschen ...' wie im
Epilog zu Richard Mummendeys 'Acta genealogica der niedersächsichen
Familie Mummenthey' zitiert wird und das Zitat nun sehr klassisch und fast
abgeklärt klingt. Der von Linnartz dargestellte Zusammenhang hat mir das
Goethe-Wort, auch bezogen auf die o.a. Etymologie des FN Mummenthey durch
Zoder, die ohne den weit entfernt im ersten Band zu findenden § 88
reichlich krass klingt, besonders nahegebracht.
Zoder zu Mumme:
4) PN-Kf z. Stamm munt- oder mun- ? s.
An einem Ackerwagen meines (Groß)onkels Friedrich Mummenthey, Schoningen stand als Name Munthe(e), so wie der Name in Plattdeutsch ausgesprochen wurde! Oder Johannes Valentin Montein, so wie er in der Kopfsteuerbeschreibung belegt ist
Bildung nach dem Schema Manthey , Zoder a.a.O. S. 116 Bd. 2 und §84, S. 137 Bd. 1
s. Lübben: munt-bor, > mommerde
westfälischer Name nach der frühen Verbreitung?
Eine Wortentwicklung wie bei Narretei, die nicht dem Nackedei-Schema
folgt, muß auch in Erwägung gezogen werden:
s.
Duden, DUW, Deutsches Universal Wörterbuch A-Z , Mannheim 1989 , S. 1062 :
Nar|re|tei , die;-, -en [gek. aus älterem Narrenteiding =
Narrenstreich; 2. Bstandteil mhd. teidinc, älter tagedinc, verteidigen] a)
Scherz, übermütiges Tun, närrischer Spaß: die -en
der Faschingszeit; b) Unsinn, törichte Handlung od. Vorstellung: das ist
alles N.!;
Wenn schon mummen- , dann vielleicht auch teiding: also
Mummenteiding und verkürzt: Mummentei
verteidigen [mhd. verteidingen, vertagedingen = vor Gericht verhandeln; ahd. tagading = Verhandlung (an einem bestimmten Tag); DUW a.a.O. S.1669
Beständigkeit des Namens bezogen auf Träger: Mummendey-Baum und "Muhmedey" > Ditrich de Hiddestorpe !?! um 1603.
Der Mummplatz aus der Landsknechtssprache, der versteckte Platz, an dem das Kriegsvolk sich erleichterte, oder die im Troß mitgeführten Huren traf.
Alte Form von Mumme mit dem Stamm munt, die später mit der neueren Bedeutung 'vermummen' überlagert wurde?
Der Volksmund geht nicht mit allen Namen gleichermaßen um!
Neben Narretei, Tandaradei, Bastei, Abtei, Vogtei gibt es nahezu hundert verschiedene FN mit dem Suffix -tei (-dei, -tey, -they,)
Wie alt ist das Wort "mummen" ("vermummen")?
Mummenschanz ist
ursprünglich ein Glückswurf beim Würfelspiel Mummen
s. a. Schiller/Lübben S. 133
mummelen, mumlen, mommelen.
"Mummen, mummeln bedeutete , einen dumpfen Laut von sich zu geben.
Ok vorbede wi dobbelspill und ein spill, dat dar heet mummen. (Ende des 14. J.)
min swert het Mummink Unt loset platen, pantzer unt rynk.
me he wuste wol ein swert, dar men en mede doden mochte. Dat hadde Mimmink, de dar was eyn got vnde ein here des holtes.
Dejbjerg (Jütland) gespr.: daibjer
mum... im Deutschen Wörterbuch (Grimm) !!!
mu ...Pokorny, Julius: Indogermanisches ethymologisches Wörterbuch
Das Wort mummen in Mummenthey muß notwendigerweise so alt oder eher älter als das Suffix -they, -dei, -teyge, -deige, -dige sein. Diese ausgewiesenermaßen s. Zoder a.a.O. § 88, Bd. 1, S. 142 "noch weit gehend ungeklärte Erscheinung bei Appellativen wie bei Eigennamen (FN) " kann daher auch auf ein heute ebenso vergessenes Wort schliessen lassen, daß mit Murmeln, Vermummen usw. nichts zu tun hat. Der Brauch des Vermummens ist schon seit der Antike bekannt, wie alt ist aber das Wort mummen mit eben dieser Bedeutung?
Aus R. Weiß, Über die großen Kolonistendörfer des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts zwischen Leine und Weser (Hagendörfer). {Vortrag gehalten am 14. Nov. 1906 im Historischen Verein für Niedersachsen; veröffentl. in ZHist VNdSachs 1908}
"Hier wirtschaftet eine manchmal auffällig von der Umgebung abweichende Bevölkerung, anders sprechend, schwarzhaarig, dunkeläugig und weit angenehmeren Charakters als die blonden und blauäugigen Germanentypen {sic!} krätigen Gemütes in der Nachbarschaft. Fremd klingende Namen, wie Kinkeldei, Finkeldei, dann Köller, aber auch ortsübliche, wie Homeier und Hävemeier, sind gehäuft vertreten." ; R. Weiß, a.a.O. S. 149f
5.0 Eigene Deutung
Zu den vielen verschiedenen Namen (etwa 40 mit zweisilbigem Stamm) mit dem Suffix -dei oder -dey gibt es meistens eine sehr viel größere Anzahl ohne das Suffix. Zu den etwa 61 Kinkeldey gibt es 662 Kinkel, entsprechend 57 Fiedeldey und 253 Fiedel, 64 Hinkeldey und 1554 Hinkel, 313 Finkelde(i)y und 361 Finkel, 58 Kossendey und 128 Kossen, 24 Nipperdey und 82 Nipper. Überwiegend Lewendey und Lewen, Lobbedey und Lobbe und nicht Lewedey und Lobbendey. Das Suffix -dey(i) ist spätestens seit 1270 Albero Doneldey, Zoder Bd. 1, a.a.O. S. 142 bekannt. Im Urkundenbuch des Calenberger Klosters Wülfinghausen, in dem auch 1384 der Kaufvertrag zwischen Dietrich Mummenthey und Hans von Bolzum ausgefertigt wurde, sind mit ähnlichem Suffix noch Gottfried Trippeldey, Einwohner in Sehlde (1395) und Cord Truttey, Ratsherr in Elze (1360) aufgeführt. Hager, a.a.O. S. 318. In der Böhmenchronik des Cosmas von Prag a.a.O. S. 213, Z. 2 wird mit Bezug auf das Jahr 1114 Herr Otto Prostey genannt, der lateinische Text dagegen nennt "domine Ottone Rosctey". Zu analogen Namensbildungen mit einsilbigem Stamm und der überwiegenden Endung -dey gibt es über sechzig verschiedene Namensformen.
Zu untersuchen wäre, ob der Name Kossendey durch Anhängen des Suffix -dey an den schon existierenden FN Kossen gebildet wurde, um eine Differenzierung gegenüber den anderen "Kossen" nun als Kossendey zu erreichen, oder ob der Name Lobbe als Lobbedey ( Knecht des Lobbe {-dago}) auf eine Person mit zunächst anderem Namen übergeht . Es kann aber auch ein zur Namensbildung benutztes Wort, unabhängig von existierenden Namen, durch Suffigierung mit -dey eine neue Bedeutung bekommen haben, das dann zum Eigennamen und später Familiennamen wurde.
Die Entsprechung Mummendey / Mummen gibt es in der
oben dargestellten Form nicht. Zunächst ist die älteste Schreibweise
von 1384 Mummentey (teye / teyge) nur der Anfang einer bis heute reichenden
Kette von Namensträgern mit zwar allen möglichen Variationen der
Schreibweise, nur nicht bei dem Suffix-t. Zwei Ausnahmen gibt es, der
unglückliche, aufs Rad geflochtene, Mummendey aus Bredenbeck, noch in
diesen Tagen durch den Flurnamen Mummendeys Baum dem Vergessen entrissen
und die Mummendey und Mumdey aus Weissenborn-Lüderode, im rekatholisierten
Eichsfeld, deren Vorfahr aus der Zeit nach dem 30jährigen Krieg, sich aber
noch Mummentey schrieb. Ein mit dieser Linie nicht verwandter Mummenthey
änderte in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bei seinem
Übertritt zum katholischen Bekenntnis die Endung -they in -dey um!
Die
Form Mummentey ist nach den bisherigen Quellen die ältere. Dazu
müßte, als FN ohne das Suffix -tey, wenn es denn eine Analogie zu
Hinkeldey / Hinkel gäbe, der Name 'Mummen' gehören und dazu in einer
wesentlich größeren Häufigkeit. Dagegen weist die Telefon CD
nicht einen Namen Mummen aus, gegenüber 627 Mumm und 443 Mumme. Mummtey
und Mummetey gibt es aber nicht. Verteilungen von Mumm, Mummel und Mumme und
einiger Namen mit und ohne Suffix -dey/-they sind als
Excel-Diagramme dem Anhang
beigefügt worden. Bei Zoder finden sich Deutungen der Namen Mumme und
Mumm, denen ich nichts hinzufügen möchte, da ich andere vorziehe.
Ausgehend vom schon angeführten Wort
Mummenschanz in seiner ursprünglichen Bedeutung DW, Bd. 12 a.a.O. Sp.
2664 als Glückswurf bei einem Würfelspiel mit der Bezeichnung
Mummen möchte ich die Verbindung von Mummen mit dem Suffix
-tago also mummentago, ein mißlungenener Wurf,
diskutieren. Das Suffix -tago mit der Bedeutung 'unangenehm' gibt es im
Mittelniederdeutschen und auch das Plattdeutsche kennt es noch in
Koppweidage. Die Karriere des Wortes für
einen Glückswurf in der Verkleidung, dem
Mummenschanz, einer neuen Bedeutung, könnte auch mummentago
widerfahren sein, hier nur für eine Person, die beim Würfelspielen
vom Pech verfolgt ist und diesen Beinamen weitergibt an Nachkommen , die
vielleicht mehr Glück haben, jedenfalls aber weiterhin so genannt werden,
auch wenn die ursprüngliche Bedeutung verblaßt. Die verschiedenenen
Schreibweisen in der Urkunde von 1384 -teye und -teyge können ein Hinweis
hierauf sein. Vielleicht hat der erste Namensträger auch beim Mummen
geschummelt oder war ihm rettungslos verfallen. Auskünfte zu Mummenschanz,
dem Glückswurf und Mummen, dem Spiel, gibt vielleicht eine Spielesammlung
'Libros de acedrex, dados e tablas', die im Auftrag Alfonso X. von Spanien 1283
angefertigt wurde. Neben dem Schach, das auch zeitweise verboten wurde, war das
Würfeln um Geld, wie um Haus und Hof, mehr ein Spiel des einfachen Volkes,
schon seit dem Altertum bekannt und nicht erst wegen der Kriegsknechte, die um
Christi Rock würfelten, mit teils drakonischen Strafen belegt. "Ok vorbede wi dobbelspill und ein spill, dat dar heet
mummen. (Ende des 14. J.)", Schiller/Lübben, a.a.O. S. 138.
Deswegen vielleicht die Verkleidung, Maskierung, dann später Mummenschanz
genannt, als Synonym für ein lockeres Treiben mit Maskenumzügen:
"diese mummenschanz wurde zu fastnachtzeiten von
masken gespielt, die in die häuser giengen und dem hauswirt und dort
befindlichen gästen stumm und blosz mit zeichen den wurf anboten,
und, nachdem gewonnen oder verloren, wieder davon giengen" {Hervorhebung
von mir}, DW, Bd. 12 , Sp. 2664/2665.
Das stille, stumme, heimliche, auch
unheimliche in mum, das in den indogermanischen Wurzeln mu
begründet liegt, dringt in dem späteren Verkleidungsritual, dem
Mummenschanz wieder nach außen. Im DW findet sich mum "als brummlaut eines der schrecken will...", Bd.
12, Sp. 2660 und ebd. Sp. 2663:" MUMMEN, verb.,
bildung aus dem laute mumm, mit dem
allgemeinen begriffe des undeutlichen, heimlichen, bezogen auf gehör und
gesicht. 1) undeutlich reden: mummen, mum mum sagen,
it. mussitare, mit der sprache nicht heraus wollen oder dürfen ..."
Eine Wortentwicklung wie bei Narretei, die nicht dem
Nackedei-Schema folgt (Zoder), muß auch in Erwägung gezogen
werden:
s. Duden, DUW, Deutsches Universal
Wörterbuch A-Z , Mannheim 1989 , S. 1062 :
Nar|re|tei , die;-,
-en [gek. aus älterem Narrenteiding = Narrenstreich; 2. Bestandteil mhd.
teidinc, älter tagedinc, verteidigen] a) Scherz, übermütiges
Tun, närrischer Spaß: die -en der Faschingszeit; b) Unsinn,
törichte Handlung od. Vorstellung: das ist alles N.!;
Wenn schon mummen- , dann vielleicht
auch teiding: also Mummenteiding und verkürzt:
Mummentei
Die bei Zoder konstruierte Ableitung
des Suffix -dey nach dem Nackedei-Schema mag für die mit -dei(y)
gebildeten Namen gelten. Für die 25 Namensbelege Mummenthey, die eine
Telekom CD liefert, was auf etwa die doppelte Anzahl an Namensträgern
schließen läßt, Namen, die sich mit Vorfahrenlisten bis ins
16. Jahrhundert lückenlos zurückverfolgen lassen und davor in
lockerer Belegweise im 15. und 14. Jahrhundert im Calenberger Land zu finden
sind, ist die Schreibweise mit dem Suffix -tey
durchgängig s.o. belegt. Somit ergibt sich eine innerhalb der
allgemeineren dey-Suffigierung eine davon abgehobene, abgetrennt zu
betrachtende mit dem Suffix -tei.
Im Mittelhochdeutschen Wörterbuch a.a.O. Bd. 1., S. 334f wird der Bedeutungswandel des früher viel häufiger und in vielen Zusammensetzungen gebrauchten Wortes tagedinc, tegedinc, teidinc (ahd. tagadinc) deutlich. Ursprünglich "bezeichnet teidinc eine angelegenheit, deren entscheidung auf einen bestimmten tag festgesetzt ist, oder auch der zur entscheidung einer sache festgesetzte tag, termin". Das Wort teidinc wurde dann auch für Verhandlung, Unterhandlung und Vertrag und weiterhin dann für Rede und Wortwechsel gebraucht:" ich hôrte wol daz taeidinc (den wortwechsel, streit)". In den beiden letzten Beispielen: "Waz touc hie langiu teidinc (wozu viele worte?)" und "ich vieng mein täding (meine rede, geschwätz) wider an", bezeichnet das Wort leeres Gerede und Geschwätz. Narretei, aus Narrenteiding s.o. abgeleitet, bedeutete dann wohl auch närrisches Geschwätz, Narrengeschwätz. Neben dem oben beschriebenen Wort Mummenschanz, das mit einer inhärenten Maskierung überlebte, kann es auch das Wort Mummenteiding gegeben haben, welches aber nur noch als Name existiert. Geheimnisvolles, leises Bereden, stockendes murmelndes Sprechen können damit bezeichnet worden sein und vielleicht auch jemand, der sich in dieser Weise mit anderen unterhalten hat!
Oder es gab den Mummenteidinger, den
Mummenschwätzer, mit dem Gegensatzpaar stumm/redselig, ähnlich bei
Namen wie Frohböse. Unter wortkargen Mumme oder Mumm war er vielleicht der
Mummenteiding, der Geschwätzige oder der redegewandte Unterhändler,
der für die anderen das Wort führte.
Die bisher früheste urkundliche Nennung ist Diderike Mummentey aus Lüdersen.
Sein Name steht in einer
Pfandurkunde vom 29 Sept. 1384
Hannes van Boltesem,
knape unde Henningh Vretholt verpfänden an Diderike Mummentey, Einwohner
von Lüdersen, ihre fünf Äcker in der Lüderser Feldmark an
dem langen Felde für sieben Pfund Hannoverscher Pfennige. Helmich van
bennexen, Riddere mit Olemanne, Corde Ravens, Detharde Roden, Worme, Gerlaghe
Hovemannes unde mit Hermene Wilghen, besetene Buren to Bennexen bezeugen es.
Faksimile der Urkunde von
1384
Neben der Angabe des Wohnortes und der Lage
der gepachteten Äcker (aus dem
Vergleich mit zeitgleichen Transaktionen ca eine halbe
Hufe Landes, ungef. 11 Morgen, 286 Ar, ungef. 3 Hektar ) überrascht das
aus dem Urkundentext hervorgehende Procedere durch einen, dem Gegenstand des
Vertrages zunächst unangemessenen Aufwand.
Aus dem Text der Urkunde geht zudem nicht klar hervor,
ob es sich bei 'hovemannes' um einen Namen oder um die Zuordnung einer oder
mehrerer Personen zu einem Hof handelt. Auch ist ein Punkt hinter 'worme' nicht
ganz von dem Aufstrich des 'e' zu trennen, um ihm eindeutig die Funktion der
anderen Punkte zwischen den aufgezählten Namen als Trennzeichen
zuzuordnen. Die Zahl der namentlich zitierten Bauern differiert daher
zwischen fünf (Uwe Hager a.a.O. S. 256) oder sechs: ... Vortmer ek herr helmich van bennexen
ridderere bekenne ok in desse sulve breve dat ek mit olemanne
corde ravens detharde roden worme gherlaghe
hovemannes unde mit hermene wilghen besetenne buren to bennexen hebbe
gelovet
.
Die Pfandurkunde von
1384 hat eher eine Geldanlage als den Erwerb von Ackerland zur eigenen
Bewirtschaftung als Hintergrund. Die Ortschronik von Bennigsen trifft nicht die
Sache (s. oben) aber den Sinn der Pfandurkunde: "Am 19.{!}
September 1384 verschreibt (überläßt) her (Ritter)
Helmicus von Beenexen dem Dittrich Mummentege sechs in Bennexen
besessene (gehörende) Bauern. " Jenkner und Sagemann
a.a.O. S. 138
Während der
Agrardepression (Hungersnöte, Landflucht, Pestwellen) können viele
Grundherren mit oftmals Streubesitz nicht mehr aus ihrem Land
angemessen leben. Sie verpfänden daher ihren Besitz auch an
Bürger.
Diderike Mummentey wird
wohl die Äcker, d.h. ihren Nutzen als Zins für sein Kapital erhalten
haben, was aber nur erreicht wird, wenn die Bauern die Felder auch weiterhin
bewirtschaften. Das muß auch im Sinne von Helmich van Bennexen und seiner
und der Bennigser Bauern Garantie gewesen sein.
Die Urkunde von 1411 d.h. ihre Abschrift
befindet sich in einem Kopialbuch
(Stadtbuch von
Stadthagen), das sich im Besitz der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz befindet, die es 1935 käuflich
erworben hat. Stadthagen bekam dafür eine fast unleserliche Sammlung von
Fotokopien in zwei Bänden!
Das zu
Quasimodo 1411 beurkundete Rentengeschäft nennt neben Herrn Herman (der
laut einer anderen Urkunde des zit. Kopialbuches Priester ist, siehe auch
Burchard, Das Stadtarchiv zu Stadthagen..., a.a.O. S. 128.10/16/18) u. Hinrik
van Lemmede auch ihren Schwestersohn Hinrik Mummentey. Sie haben
der Stadt Stadthagen 50 Pfund hannoverscher Pfennige in bar überlassen
gegen eine
Rente von fünf Pfund in
gleicher Währung jährlich zu St. Michaelis innerhalb der Stadt
Stadthagen zunächst nur an Herman van Lemmede. Nach dessen Tode, so
lange einer der zwei anderen am Leben ist, geht die Rente an den, der den Brief
innehat. Wenn nun der jüngste Gläubiger, Hinrik Mummentey, 1411
(nach seinem Bakkalaureat in Leipzig s.u.) 30 Jahre alt ist, so
hätte die Stadt Stadthagen einen Zins von 10% gezahlt, und eine mittlere
Lebenserwartung von 50 Jahren vorausgesetzt, insgesamt 20 mal 5 Pfund hann.
Pfennige zahlen müssen. Das ist das doppelte der Einlage.
Da in der Urkunde weitere Ortsangaben fehlen und es sich
bei dem Kopialbuch um das Stadtbuch Stadthagens handelt und die Rente
ausdrücklich dort ausgezahlt wird, könnte darauf geschlossen werden,
daß Herman und Hinrik van Lemmede sowie Hinrik Mummentey Bürger
Stadthagens sind. Ihrem Namen nach stammen die beiden van Lemmede oder ihre
Vorfahren aus dem Ort Lemmede (Lemmie) ca 6 km von Lüdersen und 25 km von
Stadthagen entfernt. (Lemmie / Hannover 16 km)
Im Kornregister von 1425/30 wird in Lemmie (Lemmede) ein
Henneke van Lemmede verzeichnet. Welche Bedeutung dieses 'van' im Namen van
Lemmede bei einem Bewohner von Lemmede zu bedeuten hat, muß noch
geklärt werden. Im Ältesten Bürgerbuch der Stadt Hannover wird
schon 1385 Hans van Lemmede genannt.
Möglicherweise war Diderike Mummentey mit der
Schwester von Herman und Hinrik van Lemmede verheiratet. Hinrik van Lemmede ist
vielleicht der Pate von Hinrik Mummentey. Leider ist unter den im Stadtbuch
verzeichneten Bürgern weder der Name Mummentey noch der Name van Lemmede
zu finden.
Zu einem Leben im städtischen Umfeld Stadthagens
hätte eigentlich auch die für 1406 verbürgte Nennung von
Henricus Mummentey in den Matrikeln der Universität
Erfurt (1392 eröffnet, Rechtsw. Theologie, Medizin, Philosophie
(septem artes liberales))
gepaßt. Im Wintersemester 1409 findet sich in den von 1409
- 1536 geführten Matrikelbänden der Universität Leipzig unter dem Rektorat von
Johannes von Münsterberg in der sächsischen Nation - und zwar in der
ältesten Matrikel:
Hynricus Mummentey de Hannower. Mit 'de Hannower' kann der Bereich um
Hannover oder die Stadt angesprochen sein.
Auf einen bei der philosophischen Fakultät (1912)
aufbewahrten Band mit den Promotionen von 1409 und der folg. Jahre bezieht sich
Erler, Die Matrikelbände der Universität Leipzig, II. Band,
Seite (?0). Demnach ist am 30. November 1409 (am Sonnabend vor dem Feste des
heil. Nikolaus) ein Hinricus Mummentey Saxo zum Bakkalaureus promoviert
worden.
(In einer Urkunde des Stifts
St. Blasien zu Braunschweig wird am 29. Juni 1443 ein Heinrich von Lemmede
erwähnt, Wolfenbüttel 7 Urk. 581, desgleichen ein Vikar Heinrich von
Lemmede in Hildesheim Stift..... ? , Wolfenbüttel 8 Urk. 229.
Möglicherweise ein Sohn des im obigen Rentengeschäft zitierten Hinrik
van Lemmede. Vielleicht hat er mit Hinrik Mummentey in Erfurt und/oder Leipzig
studiert!!)
Der soziale Hintergrund der
Familie, aus der Hinrik Mummentey stammt, das Berufsziel und die ausgeübte
Tätigkeit in Verbindung mit dem Bakkalaureat und einem Studium in Erfurt
und Leipzig sind noch eine weitere Untersuchung wert .
Das Älteste
Bürgerbuch der Stadt Hannover
verzeichnet für 1439/40 auf S. 98 Hinrik (im Hausbuch auch
Henni, Henningh) Mummentey, pistor (Bäcker).
Die Originaleintragung in diesem Bürgerbuch 1
(1301 bis 1549) im Stadtarchiv Hannover, wenn man sie glücklich gefunden
hat, ist nicht einfacher zu lesen als dieser vergrößerte Ausschnitt
:
Hinrik Mummentey Pistor nihil in gracia Fideiussit Diderik
Osseman
Diderik Kerkhoff. Die Kürzel zwischen Pistor Diderik Osseman
sind offensichtlich ergänzt, Quelle R. Mummendey a.a.O.
H.7.
Hinrik Mummenthey kauft 1443 ein Haus am Holzmarkt 1 (Domus L284
und Boda zu L284) zusammen mit seinem Halbbruder Hinrik Zabell (de derdedell
{Dritt-Teiler am Erbe}, {Hinrik Zabell wird 1433 Bürger von Hannover}),
das 1449 in den Besitz von Jursenborstell de schomeker übergeht.
(Boda zu L284 1443 Henningh Mummentey und Hinrik
Zabell sin halfbroder)
(Domus L284 1443 Henningh Mummentey scil
hereditarie und Hinrik Zabell de derdedell)
Nach einer Eintragung im hannoverschen Ratsdenkbuch vom
22.5. 1443 erklären Mummentey und Hinrik Zabel freiwillig, Hinrik van
Lemmede acht Gulden Zins auf 114 Gulden Hauptsumme in ihrem Haus
(als
Hypothek) zu geben, ferner erklärten die
Vorgenannten (?), daß
dem genannten Hinrik Zabel von der Hauptsumme des vorgenannten (?) Geldes nur
14 Gulden zustehen und nicht mehr, dies ließ Hinrik Zabel
aufschreiben.
Am 15.4.1446 wird im
hannoverschen Ratsdenkbuch eingetragen unter
mummentey hinrik herbodes,
daß Mummentey freiwillig erklärte, die
dreißig Pfund, die er Hinrik Herbodes schuldig sei, ihm am nächsten
Johannistag zu geben, konden se sick denne vor(der) umme den Tyns
vordragen von der bode wege(n), dar mummentey inne sy, so mach he vorde(r) in
der bode bliven, düt leth Hinrik {herbodes} scriven.
Eine
Schuld über 114 Gulden an Hinrik van Lemmede {Ratsherr 1441-1454 u.
Werkmeister der Bäcker)} wird durch Streichung als getilgt verzeichnet.
(Leonhardt, Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover). Der hannoversche
Hinrik van Lemmede stirbt 1483 (Urkunden Nr. 1 1064 Stadtarchiv Hannover), kann
daher nicht mit dem Hinrik van Lemmede aus Stadthagen identisch sein (Alter
über 100 J.!)
Hinrik Mummentey wohnt nur 6 Jahre am Holzmarkt 1 (alte Zählung),
heute noch, neben dem Eckhaus, ein stattliches Haus und auch damals in guter Lage. Warum das
Haus 1449 den Besitzer wechselte, ist vielleicht aus der Ratsdenkbuch -
Eintragung vom 15.4.1446 zu schließen. Laut Leonhard a.a.O. hatte Hinrik
Mummentey 1443 domus L284 und boda zu L284 zusammen mit Hinrik Zabel erworben.
Wenn er 1446 Zins für eine bode, die er offensichtlich bewohnt (so
mach he vorder in der bode bliven) bezahlen muß und das streitig
ist, zu seinem Haus aber eine bode (boda zu L 284) gehört, so kann dies
nichts Gutes bedeuten. Im Haus- und Verlassungsbuch gibt es keinen Hinweis auf
einen Wechsel der Eigentumsverhältnisse zugunsten Hinrik Herbodes!
Geklärt werden sollten die genaueren
Verwandtschaftsverhältnisse mit Hinrik Zabel, der sieben Jahre vor Hinrik
Mummentey Bürger von Hannover wird, und mit diesem vielleicht über
seine Mutter verwandt ist, die in zweiter Ehe mit dem Vater von Hinrik
Mummentey verheiratet war. Daraus würden die verschiedenen Namen folgen
und daß Hinrik Mummentey scil hereditarie, der jüngere beider, nach
dem in Hannover geltenden Mindener Recht der Haupterbe und Hinrik Zabel de
derdedell, der Dritteiler am Erbe ist. Da beide in Hannover
als Erben genannt werden, wobei nicht geklärt ist, was sie erben, sollte
man davon ausgehen dürfen, daß der Vater beider in Hannover gelebt -
obwohl in den Bürgerbüchern nicht geführt - oder hier für
sie Geld, ähnlich dem Stadthagener Leibgedinge, hinterlassen hat.
Vielleicht besteht aber auch ein Zusammenhang zu den wohl recht gut situierten
Meiern und Halbmeiern in Harkenbleck und Holtensen, den Mummenteis des
Kornregisters von 1425/30.
Im Kornregister von 1425/30 wird
für Holthusen (Holtensen) Item 1 hymten
Mummentey verzeichnet und für Harkenblede
(Harkenbleck) Item 2 molder Mummentey, item 1/2 molder lutteke
Mummentey, Item 1 molder Tileke Mummentey.
Die größte Abgabe im Kornregister
beträgt 3 Molder (1 Malter Roggenentspricht114 - 129 kg ; 1Himten entspricht 19 - 21,5
kg Roggen; 1 Malter = 3 Scheffel = 6 Himten)).Bei dem Korngefälle handelt es sich um eine
grundherrliche Abgabe (wahrscheinlich verpfändet an die v. Alten). Nach
den von Mundhenke a. a. O. S. 30 ff ausführlich dargelegten
Begründungen der Abgabe sind daher nicht alle Einwohner der Dörfer,
aber auch nicht alle Hofbesitzer im Kornregister erfaßt.
Der Schreiber hat nur bei Namensgleichheit
den Vornamen oder eine differenzierende Eigenschaft z.B bei lutteke
Mummentey notiert.
Den
Abgaben nach ist der Hof in Holtensen der kleinste, lutteke Mummenteys
Hof in Harkenbleck hat ungefähr 3 mal so viel Abgaben, Tileke
Mummentey 6 mal und NN Mummentey mit 2 Molder 12 mal so
viel Roggen abzuführen. Es muß sich bei den zwei
größten Höfen in Harkenbleck um Meierhöfe handeln (vergl.
Erbregister Ruthe und Koldingen). Unter den Harkenblecker Bauern von 1425/30
fällt noch der Name Arrasch auf (feiner Wollstoff, aus der Stadt Arras, s.
Lübben, Diefenbach, Zoder)
Als Arbeitshypothese wird zunächst (da
es von den Quellen nicht ausgeschlossen wird) angenommen, daß Nachkommen
von Diderike Mummentey Bauern in Holtensen und Harkenbleck werden, obwohl der
soziale Status Diderike Mummenteys, wie es aus der Urkunde von 1384 hervorgeht,
nicht der eines sich um Ackerland verdingenden Bauers ist.
In den 49 Listen aller anderen Orte des Kornregisters
(abgesehen von den 36 Orten mit Abgabeeintragungen ohne Personennamen) wird der
Name Mummentey nicht genannt.
Daß in Lüdersen der Name Mummentey
nicht verzeichnet ist, ist wohl mit der besonderen Art der Besitznahme der
Lüderser Äcker (s.o.) zu begründen, vielleicht waren sie aber
auch nicht abgabenpflichtig im Sinne der grundherrlichen Abgabe, die dem
Kornregister zugrunde lag.
Die
Holtenser Feldmark grenzt unmittelbar an die von Lüdersen an.
Möglicherweise besaßen dort Mummenteys neben dem 1384 erworbenen
Äckern noch anderes Land, da die Lüderser Äcker mit einer halben
Hufe nur wenig Auskommen geboten haben werden, und nur als Geldanlage erworben
wurden.
Die Entfernung zwischen
Lüdersen und Harkenbleck beträgt ungefähr sieben km.
Zwischen 1384 und 1425/30 liegen maximal 46 Jahre. Da die Datierung des
Kornregisters und die Annahme eines Alters von Diderike Mummentey für das
Jahr 1384 Spielraum erzwingen, ist die Annahme nicht auszuschließen,
daß in Harkenbleck um 1430 zwei Generationen d.h. Sohn oder Söhne
und Enkel von Diderike Mummentey aus Lüdersen leben. Diderike Mummentey
hat laut der Urkunde von 1384, in einer Zeit, die noch mit dem Stichwort
Agrardepression beschrieben werden kann, genügend Bargeld um
Grundbesitz mit allem Nutzen und Zubehör (einschließlich des
Zehnten, gewissermaßen als Zinsen) als Pfand zu erwerben und nicht wie
ein Bauer, der gegen Zahlung des Zehnten und Hand- und Spanndienste sich
einem Grundherrn verdingt. Auch ist der Vorname Tileke, des einen Harkenblecker
Bauern auf Tile, die Koseform zu Thidericus, zurückzuführen.
Das Studium Henrikus Mummenteys in Erfurt und Leipzig kurz nach Gründung
beider Universitäten läßt auf Wohlstand und eine gewisse
Weltläufigkeit schließen, auch ist eine Häufung des Namens im
Calenberger Raum zu bemerken, die erst im 17. Jahrhundert mit
unterschiedlich langen Blütezeiten in Oerie, Lühnde/Groß-und
Klein-Lobke und Hannover wieder auftreten wird. Innerhalb von 55 Jahren sind
verbürgt 1384 in Lüdersen: Diderike Mummentey, 1406/09 (de Hannower,
saxo) Henrikus Mummentey , 1425/30 in Holtensen: N.N. Mummentey, in
Harkenbleck: N.N. Mummentey, lutteke Mummentey und Tileke Mummentey sowie
in Hannover: Hinrik Mummentey, pistor. Wie die einzelnen Namensträger
miteinander verwandt sind und wieviel Familien in den einzelnen Zeitabschnitten
parallel nebeneinander leben, bedarf noch einer genaueren Untersuchung, evtl.
in den Urkunden derer v. Reden und v. Alten.
Es könnte sein, daß sich in dem betrachteten
Zeitabschnitt, der von der Agrardepression geprägt ist, nur noch ein
kleiner Teil der Familien eines ehemals größeren Verbandes
wiederfindet.
Bevor zum Erfurter Studenten und Leipziger
Bakkalaureus Henrikus Mummentey und zum Bäcker Hinrik Mummentey, Hannover
genauere Annahmen gemacht werden können, sollte im Umfeld von Stadthagen
(Grafschaft Schaumburg) und dort selbst nochmals intensiv die Quellenlage zum
Komplex vanLemmede/
Schwestersohn
Hinrik Mummentey / Vater von Hinrik Mummentey überprüft werden. Die
Grafen von Schaumburg hatten in der Bennigser Mark vor 1680 größeren
Grundbesitz!
1369 starb mit Herzog Wilhelm die herrschende (alt)lüneburgische Linie aus und das Eingreifen Kaiser Karls IV. im sonst 'königsfernen Norden' sorgte für zwei Jahrzehnte für eine Reihe von über das übliche gerüttelt Maß an örtlichen Spennen und Fehden hinausgehende, die Herrschaft der Welfen ernsthaft bedrohende und die politische Landschaft grundlegend verändernde Auseinandersetzungen verschiedener Gruppierungen. Neben dem Kaiser und seinen fintenreichen Räten, die Stadt Lüneburg mit ihrem wertvollen Salzvorkommen, als Hansemitglied nicht nur von Lübeck gestützt, das mit Heringen aus Schonen in Lüneburger Salzlake bis nach Oberdeutschland Handel treibt, Herzog Magnus Torquatus, der Welfe, der mit blinder Gewalt um sein Erbe kämpft mit seinen erstaunlich getreuen Vasallen, schließlich der Bischof von Hildesheim, der spät aber nicht zu spät mit den W(o)elfen heulend, seine Schäfchen, jedenfalls finanziell, ins Trockene bringt. Daneben einige Zuschauer wie Hannover und Uelzen und später Göttingen, die dem 'schlechten' Vorbild Lüneburgs nacheifernd, herzogliche Zwingburgen schleifen, im schroffen Gegensatz zu den kleinen Städten und den kleinen Leuten, die welfentreu aber wenig weitblickend die 'meineidigen' Ratsherren von Lüneburg, Hannover und Uelzen beschimpfen, denen nach Anruf der Kurie auf Anweisung von Kardinal Johann, dem päpstlichen Poenitentiar, durch die Bischöfe von Verden und Minden Gerechtigkeit zugebilligt werden sollte. Ein schönes Durcheinander im oberen Drittel der hierarchischen Pyramide, gut, daß die Basis noch breit genug war!
1) Wille gi horen wo dar geschach to Luneborg an einer nacht? dar schach ein michel wunder, alwo dar over de muren stegen vel mer wen seven hundert. 2) Seven hundert weren over kamen, se weren frisch unde dar bi namen sprak Maneke mit der barden: "Gi heren, weset alle fro, gi sint im rosengarden." 3) Sivert van Salder sprak aldar: "here van Homborg, tredet hervor und weset fries modes! Wi willen alle rik werden van dusser borger gude!" 4) De here van Homborg sprak aldar: "ik hebbe gelavet vor einen dag, vor einen steden frede, wo bewar ik nu mine ere? ik bin hie sulvest mede." 5) Se treden ein weinig vorbat al na dem nien markede wart, dar wolden se ridder maken, dar wart Hartig Sabels sone geschlagen bi dem kake. 6) Albert Pust de lag darbi, he schriede so lude "owe owi! och mines jungen lives! wer ik nu to der Nienborg bi minem jungen wive!" 7) Hartig Sabel de lag darbi, he schriede so lude "owe owi! wer ik nu to lande, mi scholde nu und nimmermer na Luneborg verlangen!" 8) Sivert van Salder grep de banner in de hand, wo grade he up de vischbenke sprank: "Gi borger algemeine, huldiget minem heren van Homborg, so wert juwe sorge kleine!" 9) Do sprak sik Hullrich Wesenberg: "Leven borger, dat were unse vorderf, wi willen bliven bi eren, wi willen se up ere pande slan unse unrecht wil wi weren!" 10) "Sivert mit der halven nese, du magst wol ein vorreder wesen, dat mag men an di wol kesen, hie mot so manig frome held sin junge lif vorlesen!" 11) Se treden ein weinig vorbat na der beckerstrat wart vormiddelst up dem sande, do quemen se vor dat rode dor, dar horde me laster und schande. 12) Sivert van Salder rep averlud: "Slat hie beide wif und kinder dod unde latet nemande leven! Queme Cristus van dem hemele, wi wolden em nenen man geven!" 13) De borger repen apenbar: "berad der elven dusend megde schar, dat wi bliven bi eren! Aldewil Luneborg in eren steit, er lof dat wille wi meren!" 14) Ok wo se dar to hope reden, de swerde se up den kerkhof schoten: "nemet uns hie gevangen!" De Keppener quemen dar her gedrungen, se slogen se up ere pande. 15) Se treden ein weinig vorbat na der vulen ouwe wart, dar horde me jamer clagen, dar mosten se wente over de scho in dem blode waden. 16) De uns dussen rei nie gesank, Keppensen is he genant unde is ein frier knabe - behode uns god vor sulker nod, - he kan wol reieken maken! |
1) Wollt ihr hören was da geschah zu Lüneburg in einer Nacht? Da geschah ein großes Wunder, als da über die Mauer stiegen viel mehr als siebenhundert. 2) Siebenhundert sind herübergekommen, wohlgemut und auf Raub gesonnen sprach Maneke mit der Barten: "Ihr Herren, seid alle froh, ihr seid im Rosengarten." 3) Sievert von Saldern sprach alsdann: "Herr von Homburg tretet hervor und seid bei frischem Mute! Alle wollen wir werden reich von dieser Bürger Gute!" 4) Der Herr von Homburg sprach alsdann: "Ich habe gelobt vor einem Tag, für einen Frieden treu, wie bewahre ich meine Ehre nun? Ich bin hier selbst dabei." 5) Sie rücken ein wenig weiter vor hin nach dem Neuen Markte, da wollten sie Ritter machen, da wurde Hartwig Sabels Sohn neben dem Pranger erschlagen. 6) Albert Pust der lag dabei, er schrie so laut: "Oh weh, oh wei! oh meines jungen Leibes! wäre zu Nienburg ich nur bald bei meinem jungen Weibe!" 7) Hartwig Sabel der lag dabei, er schrie so laut: "Oh weh, oh wei! wär ich nur im Heimatlande, mich sollte nie und nimmermehr nach Lüneburg verlangen!" 8) Sievert von Saldern griff das Banner mit einer Hand, als rasch er auf die Fischbänke sprang: "Ihr Bürger allgemein, huldigt von Homburg, meinem Herrn, so werden eure Sorgen klein!" 9) Da sprach Ulrich von Weissenberg: "Liebe Bürger, das wär' unser Verderb', wir wollen bleiben in Ehren, wir wollen auf ihre Köpfe sie schlagen dem Unrecht uns erwehren!" 10) "Sievert mit der halben Nase, du magst wohl verschlagen sein, das mag man bei dir wohl fassen, hier muß so mancher redliche Held sein junges Leben lassen!" 11) Sie rücken ein wenig weiter vor hin nach der Bäckerstraße, mitten Auf dem Sande, da kamen sie vor das Rote Tor, da hörte man Lästerung und Schande. 12) Sievert von Saldern schrie überlaut: "Schlagt beide ihr, Frauen und Kinder tot und lasset niemanden leben! Käme Christus vom Himmel herab, wir wollten keinen Mann ihm geben!" 13) Die Bürger riefen frei heraus: "Bei der elftausend Jungfrauen Schar, daß wir bleiben in Ehren! Weil Lüneburg in Ehren steht, ihr Lob das wollen wir mehren!" 14) Auch als sie dann reden zuhauf, die Schwerter auf den Kirchhof werfen: "Nehmt uns gefangen hier!" Die Sudknechte drangen daher, sie schlugen ein auf ihre Köpfe. 15) Sie rücken ein wenig weiter vor hin nach der sumpfigen Aue, da hörte man Jammerklagen, da mußten sie bis über die Schuh in dem Blute waten. 16) Der uns diesen Reim nie sang, Keppensen ist er genannt und ist ein freier Knappe - Behüte uns Gott vor solcher Not, - er kann wohl aufspielen zum Tanze! |
Auf einer Karte des Fürstlich
Braunschweigischen Geometers Theylen betreffend Abrisse und Theilung der
Edlen Freyesten gestrengen Junkern der Kniggen zu Breyttenbeck Holzungen
aus dem Jahr 1599 (aufbewahrt im Gutsarchiv Bredenbeck, hier die Abb. (mit
frdl. Genehmigung des Landkreises Hannover) aus der Bredenbecker Chronik von
Gustav Gewecke) ist die Gerichtsstätte der Knigges zu Bredenbeck
(Patrimonialgericht) und der Mummendey-Baum eingezeichnet (Jenkner u. Sagemann
a. a. O. S. 71ff). Die beschriebene
Gerichtsstätte mit dem zitierten Baum befand sich auf dem Deisteranger,
einem Flurstück, an dem man auf der B217 von Hannover kommend nahe
Steinkrug vorbeifährt. In die Rechtskurve Richtung Steinkrug mündet
eine Landstraße von Bennigsen und bildet ein Straßendreieck, von
dem aus in südöstlicher Richtung der Mummendey- Baum zwischen 1500
und 1599 gestanden hat.
Wie Jenkner u.
Sagemann a. a. O. berichten, lebte um 1500 in Bredenbeck ein Mann namens
Mummendey. Ihm wurden neben bekannten Diebereien und Kircheneinbrüchen in
Adensen und Wülfingen auch die Ermordung zweier Schüler an der
Straße vor der Meinersburg nachgesagt. Der Landesfürst ließ
ihn eines Nachts in Bredenbeck ergreifen und den Prozeß machen. Mummendey
wurde zum Tode durch das Rad verurteilt. Das Rad mit dem Gerichteten wurde auf
einen Eichenstamm gesetzt, dem man vorher die Krone abgeschlagen hatte. Zu der
Gerichtsstätte auf dem Deisteranger schlich sich nach einer Wette ein
Dorfbewohner namens Olemann und brachte als Beweis einen Flicken aus des
Gehenkten Jacke mit. Als die Tat bekannt wurde, erlegten die Amtsleute auf dem
Calenberge allen Wettbeteiligten eine Strafe auf, Olemann mußte als
besondere Sühne ein ganzes Fuder Hafer (1100 kg, 22 Zentner)
liefern.
Der Eichenstumpf aber wuchs,
nachdem man das Rad mit dem Gehenkten entfernt hatte, wieder zu einem
stattlichen Baum, dem Mummendey-Baum. Während sonst die Baumstümpfe
immer abstarben, wurde der Mummendey- Baum über ein Jahrhundert als
Wahrzeichen für die ganze Umgebung bekannt und Anlaß nicht
endender Gespräche an den Winterabenden in den Bennigser Spinnstuben; an
der Gerichtsstätte aber gingen die Leute nur mit Scheu und einigem Gruseln
vorbei.
Diese abenteuerliche
Geschichte, die in der Bennigser Chronik sehr spannend erzählt wird, wirft
einige Fragen auf. Woher stammt dieser unglückselige Mummendey und was
steckte wirklich hinter den Beschuldigungen? Die ungebrochene Lebenskraft des
Eichenstumpfes konnte als eine Art von Gottesurteil verstanden worden sein.
Wird hierüber und wie wird hierüber berichtet?
Siebenundfünfzig Jahre nach dem oben
geschilderten Gerichtsfall, der Mummendey- Baum wird noch ein halbes
Jahrhundert grünen und bekannt sein, wird die sogenannte
Türkensteuer von 1557/58 erhoben. Das
Verzeichnis, das Personenangaben zu einer größeren Anzahl von Orten
imCalenberger Gebiet liefert, ist besonders wertvoll, da nicht nur die
Hofbesitzer, sondern alle Dorfeinwohner verzeichnet werden. Nach den
gewaltsamen Ereignissen der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 - 1523, die Tod
und Zerstörung aber letztlich auch eine Ausweitung des Calenberger
Einflußbereiches brachte, kann eine an das Kornregister als letzte
großere Erhebung von Daten anschließende Aufzeichnung nur vage
Rückschlüsse ermöglichen.
So gibt es für Lüdersen aber auch für
Holtensen und Harkenbleck keine Eintragungen des Namens. Nur in
Gestorf (südlich von Lüdersen gelegen - an die Feldmark
von Bennigsen und Hüpede anschließend - ) wird eine Hofstelle mit
zwei Personen und dem Namen Tilke Mummentei sowie für
Hiddestorf ( nördlich von Lüdersen an die
Lüderser Feldmark anschließend)
Auch für die um 1602 geborene Margreta
Mummentei, die mit dem Hiddestorfer Pastor Petrus Nordhofius verheiratet war,
sollte in diesem Zusammenhang die Herkunft erforscht werden. (Heirat wann und
wo; Petrus Nordhofius war Lehrer in Wennigsen, bekam dann eine Pfarrstelle in
Wettbergen, 1626 die Pfarrstelle in Hiddestorf, die er bis 1653 ?
innehatte.)
Nach der bisherigen
Quellenlage und mit der Annahme, daß die Altersangaben für Margreta
Mummentei korrekt sind (Mummentai Dieterichs Tochter getauft 28.10.1606!! s.
dort) kann Margreta Mummentei aus Hiddestorf, Hüpede, Oerie, Jeinsen,
Lühnde, Groß-/ Klein Lobke oder einem noch unbekannten Ort, in den
die Hiddestorfer und/oder Gestorfer Mummenteis oder deren Nachkommen ab 1557
zogen, stammen.
Nimmt man nun
das Erbregister der
Ämter Ruthe u. Koldingen von 1593 hinzu (die Gemarkungen der beiden
Orte grenzen östlich direkt an die Gemarkung von Pattensen an) - politisch
macht sich hier der wechselnde Einfluß der Welfen und des Bischofs von
Hildesheim bemerkbar, so findet man in 1) Lühnde Hinricus
Mummentey's Witwe, in 2) Groß Lobke Tilcke Mummentey,
Kötner 3/30 J.; Tile Mummentey 49 J. ; Jacob Mummentey,
Kötner, 26/60 J., bettelt ; Curt Mummentey, Kötner 1/30
J.; Curdt Mummentey -/60J.; Harmen Mummentey und
schließlich in 3) Klein Lobke Tihle Mummentey und
Curdt Mummentey, beide Halbspänner.
Lagen bisher fast alle
Fundorte des Namens Mummentei nach den Quellen zwischen 1425/30 und 1592 um
Pattensen herum (wichtig wäre hier die Herkunft von Dietrich Mummentey,
Neubürger 1591 in Hannover), so ergibt sich aus dem Erbregister der
Ämter Ruthe und Koldingen eine Anhäufung des FN in den einander
benachbarten Orten Lühnde, Groß- und Klein Lobke, deutlich
abgetrennt vom bisherigen bäuerlichen Verbreitungsgebiet im Calenberger
Land. Diese ursprünglich im Machtbereich des Hochstifts Hildesheim
liegenden Dörfer werden mit den anderen Dörfern der Ämter Ruthe
und Koldingen noch während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519 - 1523) zur
Calenberger Linie des Hauses Braunschweig- Lüneburg geschlagen (Goedeke,
a.a.O. S.2). Die Angaben zur Dauer des Hofbesitzes und des durch
Schrägstrich abgegrenzten Alters lassen auf wenigstens zwei
Generationen schließen, so daß
die Frage nach der Herkunft und des Anschlusses an die Namenfunde im
Calenberger Bereich besonders dringlich und lohnend erscheint. In diesem
Zusammenhang ist die Angabe Zoders: Luder Mummentey (B Hi) 1506 KR=Ludeke
Mummenthey (do) 1516 SR, Zoder a.a.O. S. 193 noch zu überprüfen
(KR Kämmereirechnung, SR Schoßregister der Altstadt
Hildesheim)!
War der Name für Lühnde und Lobke bisher nur bis etwa 1530 durch Zurückrechnung ( Jahr der Registeraufnahme minus angegebenes Lebensalter) zu belegen, so gibt es inzwischen für 1533 Amt Coldingen einen direkten Hinweis: Upname von gerichtes broken und ..gemiyn..samdtings
...broken Cal. Br. 2 493, Hauptstaatsarchiv Hannover, a.a.O . Translation: Brüche: Geldstrafe an die Obrigkeit,
Lübben, a.a.O. S. 67 |
Neben diesem Hans Mumhentey und der bisher nicht notierten Variante der Schreibweise des Nachnamens ist weiterhin bemerkenswert die Häufung des Vornamens Tile, Tilcke und Tihle (wobei die verschiedenen Schreibweisen abhängig sind von der Person des aufnehmenden Schreibers, da es noch keine entsprechende Rechtschreib-Regelung gab, sie gehen aber wohl auf Tile, die Koseform von Thidericus, Diderike zurück). Die Aufstellung der Stammtafel der Mummenteys in Groß - und Klein Lobke, mit der Kirche und der Kirchenbuchführung im größeren der zwei Dörfer, oft ohne einen Hinweis auf die Herkunft der Tile, Tihle, Tihlke usw. Mummenteys, oder zeitgleiche Eintragungen wohl verschiedener Familien beider Dörfer, bestätigt eine dem Oerier Vorkommen vergleichbares Muster, über das Werden und Vergehen des Namens wird im Ortstermin Groß- und Klein Lobke ausführlich berichtet. Zu diesen beiden Orten als zahlenmäßig wichtigstes Ausbreitungsgebiet, zählen noch eine ganze Reihe weiterer Dörfer auf Stift Hildesheimer Gebiet mit vereinzelten Nennungen, wie Lühnde, Rethmar, Clauen, Ahstedt, Himstedt und Kemme.
Es spricht nichts gegen die Annahme, daß auch schon vor der Hildesheimer Stiftsfehde Mummentheys hier lebten. Der Ort Bolzum, nahe Lühnde, erinnert in seiner alten Schreibweise Boltessem an Hannes van Boltessem, knape aus der Pfandurkunde von 1384; die van Boltessems saßen noch Jahrhunderte später im Ort gleichen Namens.Am Anfang der Hildesheimer Stiftsfehde
stand der Versuch des Bischofs von Hildesheim, Johann IV. von
Sachsen-Lauenburg, seiner Sparsamkeit wegen auch Hans Magerkohl
genannt, die aus notorischer Geldknappheit seiner Vorgänger an den Adel
verpfändeten Stiftsgüter wieder einzulösen.
Dieser nicht unübliche Vorgang gewann aber eine
besondere Brisanz dadurch, daß der von der Einlösung betroffene Adel
auch bei den benachbarten welfischen Landesherren (Herzog Heinrich der Mittlere
von Lüneburg und Herzog Heinrich der Jüngere von
Braunschweig-Wolfenbüttel) mit Lehen ausgestattet war und
Unterstützung gegen den Bischof fand. So forderten diese im Gegenzug die
Wiedereinlösung der Homburg-Eversteinschen Grafschaften, die fast seit
einem Jahrhundert dem Stift Hildesheim unterstanden. Johann verweigerte die
Herausgabe und zahlte noch 1513 an Heinrich den Mittleren von Lüneburg
eine hohe Pfandsumme für die umstrittenen Gebiete, den
bisherigen Status und die Uneinigkeit der Welfen bestätigend.
So wurde 1516 ein
Schutzbündnis zwischen 60 hildesheimischen Adligen und dem Herzog Heinrich
dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel geschlossen, worauf
Bischof Johann mit Herzog Heinrich dem Mittleren von Lüneburg einen
Vertrag schloß und dessen Sohn vom Domkapitel als Nachfolger Johanns
bestimmt wurde.
Da sagte im Juli 1518
Burchard von Saldern, einer der Stiftsadligen, der auf der
zurückgeforderten Burg Lauenstein saß, dem Hildesheimer Bischof die
Fehde an. Das könnte so erfolgt sein, wie es hier beschrieben steht:
Am nächsten Morgen hing mit Nägeln angeschlagen ein an
allen vier Ecken angebrannter Zettel am Burgtor von Lauenstein:
"Eck, Borchard von Salder, gebe bekannt,
dat eck hebbe gedan düssen Brand,
dat bekenne eck mit meiner Hand."
Jenkner und Sagemann a.a.O. S. 65f
Die Leute, von denen wir unseren Unterhalt beziehen, sind ganz arme Bauern, denen wir unsere Äcker, Weinberge und Felder verpachten. Der Ertrag daraus ist im Verhältnis zu den dadrauf verwandten Mühen sehr gering, aber man sorgt und plagt sich, daß es möglichst groß werde, denn wir müssen äußerst umsichtige Wirtschaftler sein. Wir dienen dann auch einem Fürsten, von dem wir Schutz erhoffen; tue ich das nicht, so glaubt jeder, er dürfe sich alles und jedes gegen mich erlauben. Aber auch für den Fürstendiener ist diese Hoffnung Tag für Tag mit Gefahr und Furcht verbunden. Denn sowie ich nur einen Fuß aus dem Hause setze, droht Gefahr, daß ich auf Leute stoße, mit denen der Fürst Spähe und Fehden hat und die mich anfallen und gefangen wegführen. Habe ich Pech, so kann ich die Hälfte meines Vermögens als Lösegeld drangeben, und so wendet sich mir der erhoffte Schutz ins Gegenteil. Wir halten uns deshalb Pferde und kaufen uns Waffen, umgeben uns auch mit einer zahlreichen Gefolgschaft, was alles ein schweres Geld kostet. Dabei können wir keine zwei Äcker lang unbewaffnet gehen; wir dürfen keinen Bauernhof ohne Waffen besuchen, bei Jagd und Fischfang müssen wir eisengepanzert sein.Fehden bedeuten immer: Leid der Untertanen Mord, Brand und Plünderung, Zerstörung der Höfe, Wegtreiben des Viehs usw. G.N a.a.O.. Bd. 2,1 S.646
Calenberger
Hausbuch : Oerie, Hüpede
Calenberger Hausbuch a. a. O.S. 102
Ohrdinge (Örie)
Halbspenner, so wöchentlich 1 Tag dienen {davor nur noch Ackerleute}
Werner Kütmann, einen Hof undt 1 Huefen Landes vom
Hospital dem heiligen Geist
zue Hannover, zinset Rogken
3, Gersten 3, Habern 4 [Malter], Hüner 3, Eier 1
Schock;
Burch. 1592: Heinrich Wildhagen, Nachtrag Hanß
Mummentey.
Calenberger Hausbuch a. a.O. S. 101
Hüpede
Koeters, so wochentlich 2 Tage dienen {Davor Ackerleute und Halbspenner}
Hanß Mummentey, einen Hof vom Pastor daselbst, gibt Hofzins
1g. 6pf.,
Hüner 3, Eier 1 Schock;
Gartenzins 6 mg., Wiesenzins 4 g.
Burch. 1592: Curt Kevel, Nachtrag Jobst Bomgarten, Henig
Gieß, itzo Lorenz
Winterberg, hat die wüste Stete
bebawet.
{Das während des Luftangriffs im Oktober 1943
verbrannte Hausbuch von 1592 wurde aus dem Lagerbuch von 1653 im
Hauptstaatsarchiv Hannover Signatur Hann. 74 Calenberg Nr. 91 neu be-
arbeitet. Das Lagerbuch von 1653 scheint eine Abschrift des Calenberger
Hausbuchs von 1592
zu sein, weist aber einige Änderungen auf : es
fehlen Ortschaften; es werden häufig die gleichen Namen genannt, wobei
fraglich ist, ob es dieselben Personen sind. s.a. Calenberger Hausbuch
a.a.O. S. 6 ff}
Taufen
1) Mummentauw Dieterichs Tochter getauft
31.12.1599
2) Mummentauw Dieterichs Tochter getauft
28.10.1606
3) Mummentauw Dieterichs Sohn get. 26.12.1608
4) Dirichs Sohn Curdt get. 21.6.1610
5) Mummenta(uw) Dieterichs Sohn Christoff get. 23.12.1610
6) Mummentei Dirich sen. Tochter Maria get. 26.2. 1612
{andere Handschrift
7) Mummentei Dirich jun. Sohn Dirich
get. 5.11.1612 {neuer Pastor?}
8) Mummentey Dirichs Sohn Johan get. 21.5.(6?)1615
9) Mummentei Dirich jun Sohn Wichmann, get. 3.9.1616
10) Mummentey Dirich jun Sohn Behrendt get. 6.1.1619
11) Mummentey Dirich jun Tochter Anna get. 20.2.1620
Trauungen
1) Mummentauw, Dieterich, verh.
Catharina Gogreve 23.5.1596
2) Mummentauw, Henrichs Sohn
Dieterich verh. Hille Bode 11.5. 1606 {also sind
Senior und Junior nicht Vater
und Sohn!}
3) Mummentey, Anna, verh. Christoffer Kors
3.10.1642
4) Mummentey, Anna verh. Hans Cruse 4.10.1644
Einwohner 1622
1) Mummentey Dirich O
244 {scil. Osterstraßenquartier, Osterstr. 37}
2) Mummentey Dirich O 207 {item, Potthof 2}
Sterberegister
1) Mummentey, Dirich 15.11.1625
2) Mummentei, Dirichs Witwe, 1626
3) Mummentey, Hanß Frau, 25.8.1641
{Johann Mummenteis erste Frau, also
vor
M. Koepmann??; oder
Frau des Sohn N,
getauft
26.12.1608 ?}
4) Mummentey Dietrich, 2.11.1645
Nachtrag:
Läutegeldregister St. Aegidien {Zimmermann a.a.O. S.
101 }
19.11.1606 Ditterich Mumentay ein Kind
{kein Eintrag im Sterberegister!!}
Studtmann, Die Neubürger und Brauer der Altstadt Hannover 1549/50 -
1699
1602 Mummentei, Dietrich aus Hiddestorf (11.9.) G 389, Br 371
Stadtarchiv Bücher B 8313
Bürger, Brauer etc. 1575 -
1628 {Abschrift}
1602 {11.9.}
Mummentei Ditrich
Hiddestorf 2 {lfd. Nr. der
Eintragungen}
Sehnde
Curd
von
{?? keine Neubürgereintragung!} s. Kopie
Schoßregister der Osterstraße Stadtarchiv Hannover, Am
Bokemahle: B 7550 m 1567 - 1574; B 7551 m 1600 - 1644
S. 60 ; eingesehen
wurden die Original-Register.
ab 1601 wird Curd von Sehnde im
Schoßregister (Potthof) geführt {davor auch schon Hanß
von Sehnde}
ab 1602 wird Dietrich Mummentey im Schoßregister (Potthof) geführt.
NL Leonhardts Kartei der Grundstücke und Hausbesitzer Quartier
Osterstraße
O 207 Potthof {Potthofstraße 2}
Dietrich
Mummentey 1607? -
22 {44 wurde zu 22 verbessert, die 7 kann auch eine 2 sein}
" " junior 2/3.1625 -
1644 {Dietrich Mummentey junior stirbt am
2.11.1645 !}
Hans
Crause(Kruse) 1644 -
1690 {Mummentey, Anna verh. Hans Cruse
4.10.1644; St. Aegidien}
{!!!Original einsehen
Kirchenbuch St. Aegidien
1606
11.05. Mummentauw{!}, Henrichs Sohn verh. Hille Bode
St. Aegidien
1645
02.11. begraben
Taufen
Eheschließungen
Begräbnisse
Ab 1669 neue Ziffernfolge (neu: 1667 - 1711 Justus Hermann
Hahn)
Anno 1669
56 den 24 Dez Hans Mummentey ein
Söhnlein getauft
aus Oerie ist genannt
Diedrich
Anno 1670
66 den 7ten August den 10. nach
Trinit.
Hinrich Mummentey aus Orie ein
Söhnlein getauft ist genannt
Diedrich
Anno 1673
118 den 21. Jan Hinrich Mummentey zu Orie ein
Töchterlein
getauft ist genannt Ilsebeth
{hier fehlt eine Taufe: Daniel Mummentey, ?Hans
Mummenteys Sohn}
Anno 1675
167 den 9. Oktober Hinrich Mummentey
zu Orie ein Töchter-
l ein getauft, ist
genannt Maria
neue Ziffernfolge
Anno 1678
9
den 14. July den 7. nach Trinit.
Hinrich Mummentey
zu Orie ein Söhnlein getauft ist
genannt Jost
Anno 1687
12 Eodem ...24. {21.} April Curdt
Mummentey zu Oerie ein erstge-
boren
Töchterlein getauft ist genannt Anna Maria
Gevatterin Anna Mummentey
Anno
1689
21 den 3 Oktober 23. n. Trinit. Curdt Mummentey zu
Oerie ein Söhnlein getauft ist genannt
Hinrich Gevatter
Hinrich Mummentey Orie
Anno 1692
4 den 22 Febr Curdt Mummentey
ein Töchterlein getauft ist
genannt
Dorothea Gevatterin Engel
Mummentey
Anno 1695
9 den 13 Mai
fer 2. pentec. Curdt Mummentey zu Orie
ein
Töchterlein getauft ist genannt Cathrina Elisabeth Gevatterin
die alte Mummenteysche {Engel Hogrefe}
{Schwester Engel Mummentey, 24J. Großmagd bei Pastor J.H.Hahne in Hüpede}
Vollmeier
Hinrich Hogrefe (66 Mg.: 4 T. 18gr) oo ['86: Ilse
Brant] (1 T.). Sohn
(1 1/2 J.). Mittelknecht Kurt Koch (27
gr.) Pflugjunge Hans Stille
(9 gr.). Kleinmagd Margrete (8
gr.). Leibzüchterin Mutter Hinrich Ho-
greven Witwe ['86:
Ilsabe Brunotte] (18 gr.). Kleinmagd (14 J.;
8 gr.).
Tochter Ilse{beth} Mummenthei 13 J. ist Magd bei Martin Sievers oo Anna
Gott in Jeinsen
2) Johann Mummenteys Witwe Margret Kopmann (72J),
3) Johann
(Christoph) Mummentais wiederverh. Frau Anna Trumpe , Anna Catrina (11J.),
Dorthea Sophia (3J.) Mummentai, Lange Str. 14;
Johann Mummentey (get.
21.5.1615), Knochenhauer und Krüger, Calenberger Neustadt, Lange
Straße 14, Schoßreg.-Nr. 32 (1652 - 1688) {Rückseite von
32 1649 Johan Mummentey kauft von ...... für 30 Tler} und
Schoßreg.-Nr.33, Lange Straße 13 (1652 - 1666)
Der Sohn Johann
(Christoph) muß hier auch gewohnt haben
Danach 32 Hans Küster
(Schuster)
Danach 33 Christin Bonath (Schuster)
Lt.
Kopfsteuerbeschreibung wohnen 1689 im Haus 32, Lange Straße 14:
Hans
Küster, Schuster oo Anna Trumps(40 J.;1T). Kinder Anna Catrina
Mummentai(11J.); Dorthea Sophia (3J.), Heinrich Küster (1/4J.). Magd
Margret Konerdings (24J.;12 gr). Gesellen: Kurt Bohde (27J.; 1T), Jürgen
(30 J.;1T), Hans (28J.; 1T). Des vorigen Mannes Mutter Margret Koeppmans (72J.)
1) VD: Johann Mummentey, itzo Hans Köster
Nachtrag aus Teil XII:
1686 Knochenhauer und Krüger Johann Mummenteys Witwe Margret Kopmann 86
nicht genannt.
und im Haus 33, Lange Straße 13:
Christian Bonath,
Schuster ( 7 Erwachsene und 4 Kinder)
4) Dietrich Mummentai, Fleischer (32J.) oo Christina Kummen (36J.),
Tochter Anna Dorthie (8J.), Langestr.21
laut Kopfst.-Beschr.1689
Hannover, Calenberger Neustadt, Lange Straße 21,
Schoßreg.-Nr.: 22 (Jakob Kummen Erben, itzo Dietrich Mummentei.
22/272 Dietrich Mummentai, Fleischer (32 J.; 4 T) oo Christina Kummen (36
J.; 1 T 18gr.). Tochter Anna Dorthie (8 J.). Magd Sophia Schapers (18 J.; 12
gr). Ein Kutscher Johann Harm oo N.N.
In Leonhardts Kartei ab 1666 Jacob Kumme, Fleischer (bis 1675), 1676 de Kummesche
5) Christian Mummentai, Drechsler (34J.) oo Anna Margrete Mehlmans
(28J.), Tochter Anna Maria (7J.), Bäckerstr. 9
177/18 Christian
Mummentai, Drechsler (34 J. 1 T) oo Anna Margrete Mehlmans (28 J. 12 gr).
Tochter Anna Maria (7 J.). Hans Schütze, gewesener Soldat, so fischen
gehet (64 J.;18 gr) oo Anna Schildts (58 J.; 9gr). Tochter Anna Dorthie (27 J.;
12 gr). Ein vertriebener Franzose, bei Strumpfmacher Escott Geselle (40 J.; 1
T) oo N.N. (44 J. 12 gr).
Fußnote 5) VD: Johann Christian M.
6) Franz Mummentai, Fleischer (36J.) oo Esther Magdalena Schmidts (30J.)
Kinder: Johann Jobst (7J.), Franz Ewald (5J.), Anna Catrina (3 1/2J), Lange
Str. 57 {Jobst Sackmanns Haus}
51/309 Franz Mummentai, Fleischer (36 J.; 4
T) oo Esther Magdalena Schmidts (30 J. 1 T 18 gr). Kinder: Johann Jobst (7 J.),
Franz Ewald (5 J.), Anna Catrina (3 1/2 J.). Großmagd Ilse Timmermanns
(20 J.; 12 gr).Margrete Meyers (16 J.; 9 gr). Daselbst Frobeins Witwe,
Nähterin (45 J.; 18 gr). Tochter Gret Lieschen (12 J.; 4 1/2 gr).
7) Hans Valentin Montein E.E. Rats Kammerdiener (30J.) oo Ilse Maria
Paulmans (34 J.) Söhne: Johann Otto (4J.), Johann Georg (3/4 J.), Johann
Jobst (3/4 J.), Magd Maria Paulmans (20 J.), Inquiline Maria Muller,
Tagelöhnerin (50 J.), item Margrete (30 J.) K 232 {Steintorstr. 10}
(3 Herrenwohnungen auf dem Steintor; Ratsdiener Hans Valentin Mummentay)
Gegenüberstellung der Daten aus der Leonhardtschen Kartei der Grundstücke und Hausbesitzer mit den Daten der Kirchenbücher und der Kopfsteuerbeschreibung
Curdt Mummentey
getauft: 21.6.1610 in Hannover (St. Aegidien):
Dirichs Sohn Curdt
get. 21.6.1610
{das heißt Kurdt Mummentai ist 1689 79!! Jahre
alt und nicht 70 J (bislang stimmten alle Altersangaben der
Kopfsteuerbeschr.!!} ev.-luth.,Calenberger Neustadt
Die Kopfsteuerbeschreibung der Fürstentümer
Calenberg-Göttingen und Grubenhagen von 1689; Hannover, Calenberger
Neustadt, Lange Straße [ Nr. 48 ],63/300
Kord (Curdt)
Mummentai, Fleischer (70J; 1 Th) oo Magdalena Sackmans (51 J.; 12 gr).
Tochter Anna Ilse (26 J.;12gr).
NL Leonhardt Kartei der Hausbesitzer
Schoßreg.-Nr.:63 {siehe
auch Fotokopien}; Lange Straße 48
1655 kauft Cort Mummentei,
Fleischer für 50 R/
Hebegeld 1656-169?
??? 1688
Franz
Mummentey
1701-1706
Johan Jobst Mummentey
1704 1715 1725
(rechts der Linie)
dessen Wwe 1737 1743
1748
Johan Frantz Mummentey
1750
dessen Rel 1761 1775 (rechts
der Linie)
Johan Ludwig Bock 1801
Franz Mummentey
ev.-luth.,Calenberger Neustadt
Kirchenbuch ?? {Kreuzkirche ?}
get.: um 1653
laut Kopfsteuerbeschr. 1689 Schoßreg.-Nr.: 51 (Calenberger
Neustadt, Lange Straße 57
51/309 Franz Mummentai, Fleischer
(36 J.; 4 T) oo Esther Magdalena Schmidts (30 J. 1 T 18 gr). Kinder: Johann
Jobst (7 J.), Franz Ewald (5 J.), Anna Catrina (3 1/2 J.). Großmagd Ilse
Timmermanns (20 J.; 12 gr).Margrete Meyers (16 J.; 9 gr). Daselbst Frobeins
Witwe, Nähterin (45 J.; 18 gr). Tochter Gret Lieschen (12 J.; 4 1/2 gr).
Nach NL Leonhardt:
Schoßreg.-Nr.: 51; Lange Str. 57
Jobst
Sackmann 1662
Jobst Sackmanns Haus 1672/75
er noch 1675 Erben 1675
Frantz Mummentey, Fleischer 1688
Wolff Oppenheim(er)
1715 1709
NL Leonhardt Kartei der Hausbesitzer
Schoßreg.-Nr.:63; Lange
Str. 48
1655 kauft Cort Mummentei, Fleischer für 50 R/
Hebegeld
1656-169?
??? 1688
Franz Mummentey
1701-1706
Johan Jobst
Mummentey
1704 1715 1725 (rechts der Linie)
dessen Wwe 1737 1743
1748
Johan Frantz Mummentey 1750
dessen Rel
1761 1775 (rechts der Linie)
Johan Ludwig Bock 1801
Johan Jobst Mummentey
getauft in St. Johannis, Gevattern: Hanß Wilken, Johann
Mummenthey,
Jobst Schiever, Johan Bartold Wissel
Bürger und
Knochenhauer
ev.-luth.,Calenberger Neustadt
laut Kopfsteuerbeschr. 1689 Schoßreg.-Nr.: 51 (Calenberger
Neustadt, Lange Straße 57
51/309 Franz Mummentai, Fleischer (36 J.; 4
T) oo Esther Magdalena Schmidts (30 J. 1 T 18 gr). Kinder: Johann Jobst
(7 J.), Franz Ewald (5 J.), Anna Catrina (3 1/2 J.). Großmagd Ilse
Timmermanns (20 J.; 12 gr).Margrete Meyers (16 J.; 9 gr). Daselbst Frobeins
Witwe, Nähterin (45 J.; 18 gr). Tochter Gret Lieschen (12 J.; 4 1/2 gr).
Nach NL Leonhardt:
Schoßreg.-Nr.: 51; Lange Str. 57
Jobst
Sackmann 1662
Jobst Sackmanns Haus 1672/75
er noch 1675 Erben 1675
Frantz Mummentey, Fleischer 1688
Wolff Oppenheim(er)
1715 1709
NL Leonhardt Kartei der Hausbesitzer
Schoßreg.-Nr.:63; Lange
Str. 48
1655 kauft Cort Mummentei, Fleischer für 50 R/
Hebegeld
1656-169?
??? 1688
Franz Mummentey
1701-1706
Johan Jobst
Mummentey
1704 1715 1725(rechts der Linie)
dessen Wwe 1737
1743
1748
Johan Frantz Mummentey 1750
dessen Rel
1761 1775 (rechts der Linie)
Johan Ludwig Bock 1801
Johan Frantz Mummentey
Johan Frantz Mummentey, Sohn von Johann Jobst Mummenthey
und Anna
Regina Elisabetha Lürmann, get.: 13.10.1718
Gevattern: Theobald
Mummentey, Herr Petersen
ev.-luth.,Calenberger Neustadt
NL Leonhardt Kartei der Hausbesitzer
Schoßreg.-Nr.:63 ; Lange
Str. 48
1655 kauft Cort Mummentei, Fleischer für 50 R/
Hebegeld
1656-169?
??? 1688
Franz Mummentey
1701-1706
Johan Jobst
Mummentey
1704 1715 1725 (rechts der Linie)
dessen Wwe 1737 1743
1748
Johan Frantz Mummentey 1750
dessen Rel
1761 1775 (rechts der Linie)
Johan Ludwig Bock 1801
Am 1.4.1745 Bürger zu Hannover ??
Johan Frantz Mummentey ist der letzte Besitzer des Hauses nach 4
Generationen!
gest.: 26.2.1759 mit 40 Jahren, morgens 9 Uhr; they
Zum Haus Lange Straße 48
Curdt und Johann Mummentai (ihre genaue
Abkunft von Dietrich Mummentei sen oder jun muß noch geklärt
werden) werden wohl die Enge des Potthofes (falls Dietrich Mummentei jun beider
Vater ist) nahe der Stadtmauer und damit auch die Altstadt Hannovers verlassen
haben, um sich nach der Zulassung einer Knochenhauer-Innung
in der Calenberger Neustadt dort niederzulassen. Die Vogtei der Calenberger
Neustadt gehörte zum Amt Calenberg und unterstand dem Herzog zu
Braunschweig und Lüneburg. Damit kann eine Fortsetzung der Geschichte des
Namens Mummenthey im Amt Calenberg geschrieben werden, der man von Dirich
Mummentei (1592 sen oder 1602 jun) bis 1804 nachgehen kann.
Curdt Mummentey, Fleischer kauft 1655
das Haus Lange Straße 48 [63/300] für 50 Reichstaler.
Vier Jahre zuvor am 1. Jan 1651 hat Curdt
Mummentai Magdalena
Sackmann, die
Schwester des späteren Limmer Pastors Jacobus Sackmann (*13.02.1643
+24.05.1718; ab 1680 Pastor in Limmer, "derbe - oft herrschaftskritische, aber
konservativ moralische Predigten" zit. n. Mlynek/Röhrbein: Hannover
Chronik) und Tochter von Jobst Sackmann geheiratet. Jobst Sackmann war
Kirchenvorsteher der Neustädter Kirche St. Johannis. Er wurde 1673 "am
Aegidien-Markt durch einem Bremer Kaufmann unversehens mit einer Pistole durch
den Kopf geschossen, daß er den folgenden Morgen starb" und am 14.
September begraben. Sein Vater Jakob Sackmann, wird 1618 - 1621 unter den sechs
Männern genannt, die neben dem Bürgermeister die Rechnungen der
Neustadt entgegennehmen konnten. In Jobst Sackmanns Haus (Schoßreg. 51,
Lange Straße 57 ) wohnt kurz auch Franz Mummentai, der Sohn von Curdt
Mummentei (ab 1688) bis er 1701 in das väterliche Haus (Lange Straße
48) zieht. Ab 1704 ist Johan Jobst Mummentey und von 1737 bis 1748 dessen Witwe
als Eigentümer eingetragen.
Curdt
Mummentais Urenkel Johan Frantz Mummentey wohnt nur 9 Jahre in seinem
Elternhaus, er stirbt am 26. 2.1759 mit 40 Jahren, morgens 9 Uhr, seine
Witwe bewohnt das Haus wohl bis 1775 (Leonhardts Kartei). Nach ihrem Tod 1792
ist 1801 Johan Ludwig Bock als neuer Besitzer eingetragen. Johan Frantz Sohn,
Johan Jobst Mummentey, Obercommissaire und Erster Leggeinspektor stirbt am
17.10.1836 in Göttingen Haus 210. Möglicherweise ist er identisch mit
dem weiter unten genannten "Hof-Laquai Mummentey".
Die Zahl der von Mummentheys in Hannover besessenen
Häuser läßt sich nach der Leonhardtschen Kartei der
Hausbesitzer und Grundstücke noch um die Häuser Lange Straße 13
(Johann Mummentey 1652-1666), Bäckerstraße 45 (NN Mummenthey
1705-1725), Bäckerstraße 67 (Heinrich Jürgen Mummenthey
1737-1743), Bäckerstraße 12 (Johann Wilhelm Mummenthey 1750-1775)
und Mittelstraße 5 {Mittlere Brandstraße} (Ewald Mummenthey
1709-1716, Frantz Theobald? Mummenthey 1718, ab 1739 seine Witwe, danach
J.A.Schneemann) ergänzen.(1751 2. April Johann Wilhelm Mummenthey,
Knochenhaueramtsgenosse wird insolvent und verkauft das Haus in der
Bäckerstraße)
Der
Siebenjährige Krieg und die Okkupation des Kurfürstentums und der
Stadt Hannover haben dann wohl den einige Generationen prosperierenden
hannoverschen Mummentheys ein dem jähen Aussterben der Oerier Mummentheys
vergleichbares Ende bereitet.
Nach der
Konvention von Sulingen am 3.6.1803 überläßt die hannoversche
Armee den französischen Besatzungstruppen das Land. Die landesherrliche
Verwaltung flieht nach Hildesheim.
Im
erstmals 1798 erscheinenden hannoverschen Adressbuch ist der Name Mummenthey (
auch überprüft: dei, tai, tei, tey, thai, thei, sowie Mom..) nur noch
unter Hof-Laquais: Herr Mummenthey, Köbelingerstr., Altstadt
aufgeführt. So auch in den Adressbüchern von 1799, 1801, 1802 und dem
Staatskalender von 1803 (Mummenthey Hoflaquai). Im Adressbuch von 1804 !!
(weitere Jahrgänge fehlen bis zum Ende der Besetzung) ist noch Mummenthey,
Hoflaquai, Osterstr. Altst. 158 [offensichtlich eine sog. Billettnummer, die
nach dem Adressbuch von 1818 Katzenberg, Bähre zugeordnet
werden kann]. In diesem Adressbuch (1818) gibt es den Namen Mummenthey nicht
mehr.
Zum Begriff 'Legge' und zum Legge-Inspektor M. in Gö
"Eine Besonderheit des Leinengewerbes bildet das Leggewesen. Leggen
waren öffentliche Schauanstalten, denen alles in ihrem Bezirk erzeugte
Leinen zur Prüfung und Stempeln, vorgelegt werden mußte
(Leggezwang), wobei zugleich der Preis vom Leggeinspektor zusammen mit zwei
Kaufleuten ermittelt wurde." GN 3,1 a.a.O. S 461
(erste Legge des
Kurfürstentums Hannover 1774 in Münden)
"Kämmereibuch der
Stadt Göttingen 1803/1804 S. 268
'Johann Jobst Mummenthey?
Leggeinspektor aus Hannover hat das Bürgergeld bezahlt.'
15. Juli 1913
(gez) F. Wagner {sic!}.", R. Mummendey a.a.O. G.1
"Leggeinspektor J.J. Mummenthey bei der Linnenlegge in Göttingen
wird erwähnt von:
Moses
Rintel: Versuch einer skizzierten Beschreibung von Göttingen.
Göttingen 1794
M. soll in
Hann. Münden gelebt haben, ehe er nach Göttingen kam.", R. Mummendey
a.a.O. G.2
Hann. 74 Münden Bd. 4 Hauptabt. K O
K 632
K
Polizeisachen, B Gewerbepolizei XVIII 2. Leggesachen S. 957
632 Die auf Requisition des Leggeinspekteurs Mummenthey zu
Göttingen, im Auftrage der Provisorischen Regierungskommission zu
Hannover, Amtsseitig durchgeführte Beeidigung des bei der Linnen-Leggen zu
Münden und Hedemünden angestellten adjungierten Leggedieners
Johann-Reinhardt Naß zu Münden.
1815 Fach 228/10
Die Burg Calenberg bei Schulenburg ist ab 1409 Zentrum einer Territorialbildung der herzoglichen Vögte: der Einflußnahme auf das von der Burg Hallermunt aus verwaltete Gebiet, den Vordörfern (s. unten) und den Go Gestorf unterliegt auch bald der Go Eldagsen. Hiervon unberührt bleibt die Vogtei Lauenrode, bis dahin bestehend aus:
dem Go Gehrden mit den Dörfern Barsinghausen, Everloh, Gehrden, Kirchdorf, Landringhausen, Langreder, Leveste, Linden, Northen, Nordgoltern, Ronnenberg, Stemmen, Wennigsen, Wichtringhausen
dem Go Seelze mit den Dörfern Almhorst, Barrigsen, Döteberg, Gümmer, Harenberg, Letter, Lohnde, Munzel
dem Go Pattensen mit den Dörfern Arnum, Hiddestorf, Ohlendorf, Pattensen, Wilkenburg
der Vogtei Langenhagen mit den Dörfern Bothfeld, Engelbostel, Herrenhausen, Langenhagen, List, Stöcken, Vahrenwald
dem Freien mit den Dörfern des späteren Amtes Ilten (Großes Freie) und Ahlten, Anderten, Döhren, Lühnde (Kleines Freie).
1433 erhält der Bischof von Hildesheim die wirtschaftliche Nutzung
des Gerichts Hallerburg.
1495 wird das Gebiet der Freien vor dem Nordwalde
aus der Vogtei Calenberg ausgegliedert.
1500 Zugewinn der Vogtei auf
der Neustadt vor Hannover.
1521 (Martini) Amt Koldingen Drost
Christoph von Czene, Schreiber Asmus von Verden.
1523 Nach der Hildesheimer
Stiftsfehde kehrt das Gericht Hallerburg wieder in die volle Hoheit des
Calenberger Amts zurück, dazu kommen das Chorherrenstift Wittenburg mit
den Dörfern Wittenburg, Boitzum und Sorsum und das Augustinerinnenkloster
Wülfinghausen sowie die Dörf er Eddinghausen und
Rössing.
1523 - 1631 Periode der "Großvögte"
1. Gehrdener
Go, 2. Pattenser Go, 3. Stadt Pattensen, 4. Gestorfer Go, 5. Vordörfer vor
dem Calenberg, 6. Eldagser Go, 7. Stadt Eldagsen, 8. Amt Wittenburg, 9. Kloster
Wülfinghausen, 10. Vogtei Lauenrode (späteres Amt Langenhagen), 11.
Vogtei auf der Neustadt vor Hannover, 12. Go auf der Hamel, 13. Stadt
Münder, 14. Kloster Marienrode mit Neuhof
Amt Calenberg
Städte: Eldagsen, Pattensen
Gehrdener Go:
Ronnenberger Vogtei:
Badenstedt, Bornum, Empelde, Leveste, Linden, Ricklingen,
Ronnenberg, Wettbergen.
Gehrdener Vogtei: Flecken Gehrden sowie Benthe, Ditterke, Everloh, Lenthe, Northen.
Bönnigser
Vogtei:
Bönnigsen,Degersen, Egestorf, Kirchdorf, Lemmie, Leveste,
Redderse,Sorsum, Weetzen, Wennigsen.
Goltersche Vogtei: Altenhof, Bantorf, Barsinghausen, Eckerde, Göxe, Großgolterrn,
Gestorfer Go: Bennigsen, Gestorf, Hüpede, Mittelrode, Oerie.
Adeliges Gericht Bredenbeck
Pattenser Go: Argestorf, Arnum, Evestorf, Holtensen, Lüdersen.
Adenser Go: Adensen, Alferde, Boitzum, Hallerburg, Holtensen, Sorsum, Wülfingen.
Hausvogtei (Vordörfer):
Eddinghausen, Jeinsen, Lauenstadt, Nienhof, Rössing, Schliekum,
Schulenburg, Vardegötzen.
Fürstentum Calenberg, Hannoversches Quartier;
Amt Koldingen
Grasdorfer Vogtei: Grasdorf, Rethen.
Kirchroder Vogtei: Gartengemeinde vor dem Aegidientor der Stadt Hannover, Kirchrode, Misburg, Wülferode.
Müllinger Vogtei: Müllingen, Wassel.
1653 wurden folgende dem Amt Calenberg abgetrennte Vogteien dem Amt Koldingen beigelegt:
Hiddestorfer Vogtei: Harkenbleck, Hemmingen, Hiddestorf, Ohlendorf, Reden, Wilkenburg.
Vogtei Ihme: Devese, Ihme, Linderte, Roloven, Vörie.
Auf Grund der Burgwedelschen Punktation vom 12. Mai 1671 kamen von der
Vogtei Ilten an
das Amt Koldingen: Döhren, Laatzen, Wülfel.
Fürstentum Calenberg, Hannoversches Quartier;
Amt Ruthe
Dörfer: Bledeln, Bolzum,
Gleidingen, Gödringen, Groß Lobke, Heisede, Hotteln, Ingeln,
Lühnde, Oesselse, Ruthe (Amtshaushalt), Ummeln, Wätzum,
Wähmingen, Wirringen.
Adelige Gerichtsdörfer: Bledeln, Bolzum.
Stadt beim Amt: Sarstedt
Da bis 1643 die Ämter Ruthe und Koldingen vereinigt waren, kann bis dahin auch diese hier nicht erwähnte Überlieferung des Amts Koldingen herangezogen werden.
Großes Stift Hildesheim Calenbergischer Teil.
Amt Peine
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Staatskalender
Urkunde von 1411 Copialbuch Stadthagen, Fotografie, Privatbesitz
Matrikel 1409 Leipzig, Fotografie, Privatbesitz
Eintragung Bürgerbuch Stadt Hannover 1439, Fotografie mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Hannover
Bredenbecksche Holzungen mit Mummendey Baum, Bredenbecker Chronik, Gustav Gewecke (mit freundlicher Genehmigung des Landkreises Hannover)
Namenszüge Mumment(h)ei Verzeichnis der Türkensteuer(Hauptstaatsarchiv Hannover, Cal. Br. 11/95)
Namenszüge Dietrich Mummentey 15. Jan. 1592 und Ditrich Mummentei 1603, Mit freundlicher Genehmigung Stadtarchiv Hannover
Sterbeeintragung Margreta Mummentei, Kirchenbuch Hiddestorf 1672
Pfandurkunde von 1384, Diderike Mummentey, Faksimile Privatbesitz, Original Hauptstaatsarchiv Hannover Cal.O.Wülfinghausen n253
Aufnahmen aus dem Kornregister von 1425/30, Holtensen, Lüdersen, Harkenbleck; mit freundlicher Genehmigung: Stadtarchiv Hannover, Signatur B 23014 ms
Zeichnung Wilhelm Mummenthey 1827, Chronik der Familie Mummenthey Bd. 1, Moers,Privatbesitz K.-A. Mummenthey
Neustädter Markt, Tuschezeichnung von 1675, HAZ 23.05.2002
Kartenausschnitte Osterstrasse, Holzmarkt und Lange Strasse aus die "Alt- und Neustadt Hannover 1689", Bearbeitet von Dr. F. Studtmann u. R. Dismer, Stadtarchiv Hannover