Vom Dingberg holten wir unser Brennholz, irgendwo im Wald, ein Festmeter Holz; sauber nebeneinander und übereinander gelegte Rundhölzer, durch in den Boden gerammte und nochmals gesicherte Stützhölzer vor dem Davonrollen gesichert und durch eine eingeschlagene Nummer als der uns zugehörige ausgewiesen. Nach dem Abtransport mit einem organisierten Pferdefuhrwerk aus der Nachbarschaft oder unseren Verwandten, wurde das Holz mit einer Bandsäge, montiert auf der Ladefläche eines umgebauten kleinen Lastwagens, der durch seinen Holzvergaser-Motor Selbstversorger war und von Ort zu Ort und von Haus zu Haus fuhr, in handliche, etwa 25 cm hohe Holzklötze geschnitten. Mit einer langstieligen Axt erfasste man nun den Klotz mit einem kräftigen Hieb in der Mitte hob ihn hoch, drehte ihn während des Aufschwunges schon soweit, daß wenn die Axt mit ihrem stumpfen Ende voran, beschleunigt noch von der Masse des Klotzes, auf den Hauklotz krachte, links und rechts die Holzklotzhälften herunterfielen. Nochmals in der gleichen Weise halbiert, mit einem Beil dann in Holzsplieten zerlegt, trocknete schließlich das in einer Holzfinne aufgestapelte Feuerholz. Mit Ausnahme des Einsatzes der nomadisierenden Bandsäge, waren es Arbeiten, die so seit Jahrhunderten in gleicher Weise abliefen.
Das Sammeln von Schafwolle, das vorbeidrängende Schafherden an dem Stacheldraht der Weidezäune hinterlassen hatten, war weniger heroisch und durch die Nachkriegszeit bedingt, wärmte uns aber gesponnen und gestrickt als Handschuh, derber Socken, Schal und Mütze bei den Schlittenfahrten auf dem Hagenweg unterhalb des Allenberges. Schaansche Heubälger, wurden auch wir genannt, des Reichtums an Wiesen wegen, der den Schoningern nachgesagt wurde. Man war von Schaningen, nicht ut Schaningen. Die Anderen waren ut Verljehusen oder ut Schenhaugen. Die Einwohner der umliegenden Orte unterstrichen dieses von immer augenzwinkernd, so als sei es irgendein Adelsprädikat, das der Herkunft aus Schoningen anhaftete. Innerhalb von Schoningen gehörte zur knappen Frage nach der familiären Zugehörigkeit: "Wen hörste?" auch noch vierzig Jahre nachdem er sein Heimatdorf in Richtung Ruhrgebiet verlassen hatte, die wohlverstandene Antwort: "Muntees Schorse!" Das war Georg Mummenthey, mein Großvater. Neben einer Reihe von Großonkeln und Tanten der Mummentheys und der angeheirateten Familien gab es noch den legendären Schulmeister Carl Philip Mummenthey, der ab 1769, nachdem er zunächst als Adjunktus eingesetzt war, die Schoninger Kinder unterrichtet hatte, dessen weitere Herkunft, also Mutter und Vater, Geburtsort und Geburtstag im Dunkeln lag.
Es gibt verschiedene Gründe, daß diese
Daten in Vergessenheit gerieten oder damals nie bekannt wurden. Carl Philip hat
1762 in Delliehausen, am Ort seiner ersten Lehrerstelle, nach dem Tode von
Vater und Mutter, 1761 und 1762 in Uslar, seine Braut Justine Fricke geheiratet
und in Delliehausen wurde 1762 ihre Tochter Melusine und 1765 ihr erster Sohn
Johann Carl geboren. Merkwürdigerweise steht in der Traueintragung 1762 im
Kirchenbuch zu Volpriehausen über den Bräutigam "anjetzo zu Schoningen". Aber noch am 27.11.1764
schreibt der Kirchenrat Hake aus Hannover an den Superintendent Andreas Wilhelm
Hagemann in Hardegsen einleitend über die geplante Einsetzung: "....Als nun dem von Euch primo loco anhier
präsentierten Carl Philip Mummenthey bisherigen Schulmeister zu
Delliehausen {!!}Kirchspiel Volpriehausen, ....." und am 29.01.1765
ergeht ein Bericht des Superintendenten Hagemann ad Consistorium über die
Vorgänge in der Schoninger Kirche anläßlich der Introduction
des Schuladjunctus Carl Philip Mummenthey und die nicht eindeutige Haltung des
Schoninger Pastors Ehrwürden Luhe.
Darüber soll bald berichtet
werden, nachdem anhand der nun bekannten Daten die vorangehenden
Lebensabschnitte des am 1.2.1727 geborenen Carl Philip Mummenthey rekonstruiert
sind. Der Vater Johann Jobst Mummenthey, am 4.12.1688 in Hannover getauft,
heiratet am 24.07.1713 in Hannover (Schloßkirche), getraut vom
Oberhofprediger Erythropel, Dorothea Elisabeth Egestorff . Von den Kindern ist
nur Johann Ernst Angelo in Hannover geboren und am 18.2.1714 in der
Schloßkirche getauft. Die 1717 (Johann Herrmann, + 05.09.1807 in
Hannover), 1721 (Sophia Dorothea Elisabeth, + 14.12.1781 in Uslar), 1725 (Anna
Charlotte, +23.06.1749 in Uslar) geborenen Geschwister Carl Philips kommen, wie
er selbst, an den nicht bekannten Einsatzorten, des zuletzt in Hemeln
(Hannoversch-Münden) amtierenden Licentkontrolleurs zur Welt. Johann Ernst
Angelo wurde wie sein Vater Lakai am hannoverschen Hofe, ebenso sein Bruder
Johann Herrmann, der dann aber über dreißig Jahre, schließlich
mit 71 Jahren von den Reiseverpflichtungen entbunden, als Quartalskurier
zwischen Hannover und London hin- und herreiste.
Bei der Taufe des zweiten Zwillingspärchens seiner unglücklichen Schwester Anna Charlotte tritt Carl Philip 1749 erstmals in Uslar, einem kleinen Amtsstädtchen, als Pate auf. Anna Charlotte hatte ihren Mann, den Gastwirt im Linnenkruge, Johann Hartwig Charpentier aus Uslar, in Hemeln geheiratet. Sie stirbt mit 24 Jahren einen Monat nach der letzten Geburt. Eines der Neugeborenen stirbt zu ihren Lebzeiten nach 10 Tagen, das andere überlebt sie um drei Monate. Drei Monate vor dieser Geburt war das zweite der erstgeborenen Zwillinge gestorben. Als Paten treten neben Carl Philip, der Mutter der Kindbetterin, dem Ölmüller Hepe, dem Musikanten Geelhaar und dem Musikantengesellen Charpentier aus Northeim, einem Bruder des Ehemannes, auch der Nachrichter Herr Görtler auf; Nachrichter, verhüllend für den Uslarer Henker, da er sein Amt nach dem Richter ausführte.
1752 ist Carl Philip als
Pate bei einem Kind des Oberamtmanns Schuster im Uslarer Kirchenbuch
eingetragen, 1756 ein weiteres Mal. Der Oberamtmann Schuster, dessen Name
einigen Schoningern später ein gemeines Wortspiel zu einer
hinterhältigen Unterstellung lieferte, wird bei der Wahl der Paten nicht
so in Not gekommen sein, wie die unglückliche Charlotta! Ihre Schwester
Sophia Dorothea Mummenthey heiratet 1753 in Hemeln Johann Christian Stubenrauch
aus Uslar. Er ist der Sohn des Schoninger Schulmeisters Christoph Andreas
Stubenrauch, dessen Nachfolger Carl Philip Mummenthey später wird. Beim
Sohn Sophias und Johann Christians, Carl Andreas Stubenrauch, get. 03.03.1758
in Uslar, ist neben dem Großvater auch Carl Philip Mummenthey Pate. Ob
ihn der Schwiegervater seiner Schwester auf die Schulmeisterlaufbahn gebracht
oder er schon vorher als Hauslehrer unterrichtete, jedenfalls begegnen wir ihm,
wie schon berichtet, in Delliehausen als Schulmeister wieder.
Die Kanten und
Sprünge des Lebens hinterlassen nicht nur Narben im Bewußtsein der
Betroffenen sondern erzeugen zuweilen auch einen Niederschlag in Form von
Aktennotizen oder amtlichen Berichten. So findet sich unter Insp. Uslar,
Bestand Schulakten 333.1, Schoningen spez. ein Karton mit Briefen verschiedener
Adressanten und Adressaten, aus denen ein verbittertes Ringen um die
Entscheidungsgewalt bei der Besetzung vakanter Schulmeisterstellen hervorgeht.
Jedenfalls war der Obrigkeit einiges schon vorher zu Ohren gekommen und die
Betreffenden waren gewarnt, respektive unter Strafandrohung verwarnt worden.
Die Rollen sind gut verteilt: ein Pfarrer, der einen anderen Kandidaten
vorzieht, ein Bürgermeister, der eigentlich nichts gegen den amtlichen
Vorschlag hat, aber glaubt, der Mund seiner Gemeinde sein zu müssen, ein
Superintendent, der aus später bedauerten Gründen, nicht selbst in
Schoningen erscheint und so dem wankelmütigen Pastor das Feld
überläßt und die Uslarer Amtleute, denen zunächst der
Überblick fehlt. Auszubaden hat es der Denominatus, denn bei der
feierlichen Amtseinführung in der Schoninger Kirche kommt es zum
Eklat.
Im schon erwähnten Bericht an das Consistorium schreibt der Superintendent
Andreas Wilhelm Hagemann "...gleichwohl aber haben
die Bauern sich dahin untereinander beredet, daß wenn der Denominatus
würde anfangen zu singen, kein einziger von der Gemeinde, oder denen
à deffern wenigen Knaben mitsingen sollte, welches Mitsingen sie auch
einigen ohngefehr in der Kirche gegenwärtigen Fremden unter harten
Dräuworten verboten; wodurch drum dieser Erfolg notwendig eintreten
müssen, daß der schüchtern gemachte Vorsänger in der
Melodei irre worden und nur durch Hülfe des Custodis von Volpriehausen,
mit welchem er in einem Kirchspiel auch gedienet, ist vor dem Verstummen
gewahret blieben."
Als nun die Gemeindevorsteher, wie erwartet, ihren
Widerspruch begründen, gibt der zögerliche Pastor "...durch eine gefällige Dilation der Gemeinde
Eigensinn völlig Raum." Die abermalige Anweisung des Superintenden
zur Amtseinführung wird von der Gemeinde durch einen Gang nach Hannover
und die Behauptung der Zurückgekehrten, ein "Suspensium loßgewirket zu haben" gekontert.
Schließlich spricht der Mund der Gemeinde, "welche keinen Schuhputzer (weil Mummenthey ehemals bei
Herrn O.A.Sch. servieret) zum Schulmeister haben wollte" seine
Beweggründe aus.
Wir wissen wie die Sache ausgegangen ist. Für den
Betroffenen und die Beteiligten mag es sich dahingeschleppt haben. Ende Februar
1765 gibt der Präsident des Consistorial- und Kirchenrates L.A. von Hake,
Hannover, seinem Hardegsener Superintendenten den Rat, selbst in Schoningen die
Introduktion vorzunehmen oder einen vertrauenswürdigen anderen Pastor
dafür zu gewinnen. Das wird dann irgendwann geschehen sein und der neue
Schulmeister hat seinen vollen Dienst in einem Amtssitz angetreten, von dem ein
Vorgänger (Stephan Weber) etwa hundert Jahre früher vorfand, was sich
bis zum Neubau eines Schul- und Küsterhauses im Jahre 1772, nicht
verbessert haben würde und in einem Verzeichnis der Äcker und Wiesen,
die zur Schulstelle gehörten, sowie des Korngefälles der einzelnen
Acker- und Kötnerhöfe und einem Schulgeld von 18 Mariengroschen pro
Kind und Jahr so beschrieben wird : "Das
Schul-oder Opperhaus so klein, ist 1581 erbaut, auf 4 hohe Wände, in die
Breite 3 Spanne in die Länge 4 Spanne {ein Spann = 1,92 m} so gehört
auch ein kleiner Graßhoff lieget hinterm Kirchhofe an des Herrn Pastoris
Baumhofe und ein gar geringer untauchlicher Kohthoff, liegt unterm Bruche unter
Hanß Buchen Kohthoffe und ein Koven {Schweinestall} lieget hinterm
Schulhauße am Kirchhofe dabey." An anderer Stelle heißt es noch:
"Bei der Opferei gehören 3 1/2 Morgen, aber alle miteinander gar schlecht
Land...". "Alle Neujahr wird, Neujahrsgeld gesammelt,
welches der Herr Pastor und Schulmeister miteinander gleich teilen. Träget
dem Schulmeister ungefähr ein Rth.", Schoninger Chronik a.a.O. Dies
erinnert mich an den in meiner Kindheit zu Neujahr ausgeführten
Heischebrauch, bei dem meine Schwester und ich vor den Haustüren vor allem
der mit uns verwandten Schoninger das traditionelle Heischelied anstimmten, das
mit den Zeilen: "Oltjohr, Neitjohr moket mek den
buil schwor, oben in de Höchte, hänget viele Wöste, de klanen
lotet hängen, de chroten chivet mek", begann und wenn sich hinter
der Tür nichts rührte mit der etwas rätselhaften Aufforderung
"Slöttelken up dem Deike, Soundso sind so
reike, Soundso sind so hübsch und chlatt, chivet mek huite ok mol
wat" fortgesetzt wurde. Neben Naturalien gab es, wie in den Zeiten des
Schulmeister Weber, aber auch Geld.
Die Schoninger Chronik ergänzt dann weiter: "Das im Jahre 1772 erbaute Haus ist freilich auch noch lange im Innern in einer Verfassung gewesen, daß ein Geschlecht unserer Tage es kaum bewohnt haben würde. Nach dem Bericht des Lehrers Linde {Adjunktus und Nachfolger C. Ph. M.}soll es noch im Jahre 1796 in rohem Lehm gestanden haben. Das Haus umfaßte damals eine Lehrerwohnung und ein Klassenzimmer." Die Zahl der Schüler wuchs von etwa 70-80 Schülern um 1736 auf 137 Schüler zu Michaelis 1793. Der Schoninger Pastor Lauenstein geht in den "Heimatglocken, Gemeindblatt für den Solling", a.a.O. näher auf den Tätigkeitsbereich der Schulmeister ein: "Vom Jahre 1747 bis 1769 versah Andreas Christoph Stubenrauch {der Vorgänger von C. Ph. M.}den Kirchen-und Schuldienst. Eine Abschrift seiner Ernennungsurkunde, die erste, die noch vorhanden ist, liegt noch vor, aus der hervorgeht, daß er von dem damaligen Superintendenten Boden in Uslar vorgeschlagen wurde. Es heißt in der Ernennungsurkunde, daß er die ihm obliegenden Amtspflichten in allen Stücken gehörig zu beobachten habe, daneben aber - und das deutet darauf hin, daß das Hauptamt offenbar noch der Kirchendienst war - daneben aber auch die dortige Schuljugend im Lesen, Schreiben und Rechnen, insonderheit aber im Christentum, getreulichst unterrichte, weniger aber nicht diejenigen Kinder, welche das sechste Jahr ihres Alters noch nicht erreicht und von ihren Eltern dennoch schon zur Schule gesandt werden, bis zur Erlangung des 6. Jahres ohne Entgeld informieren." Das abgebildete "Verzeichnis, was von 9 Jahren eingenommen" mit der Unterschrift Carl Philip Mummentheys spricht für sich. Ein mittlerer Jahresverdienst von 14 Talern für eine fünfköpfige Familie. Sein Bruder Johann Herrmann, 1798 von seiner Reisetätigkeit als Quartalskurier entbunden, bekam für seine vieljährigen Dienste und als Ausgleich jährlich eine außerordentliche Zulage von 50 Talern. Die Arbeit eines Schulmeisters war wenig anerkannt und noch schlechter besoldet. Aber auch 70 Jahre später hat sich noch nicht viel geändert, der Solling noch immer eine wenig begüterte Landschaft.
Der Schoninger Chronik entnehme ich hierzu aus
den Aufzeichnungen von August Schomburg vom 1. Jan. 1940 die Rubriken Schule,
Trachten und Entlohnung der Landarbeiter: "Ich bin
mit dem 6. Jahre zur Schule gegangen, in der damals 2 Lehrer unterrichteten.
Die Schule von damals, 1870, wurde geschrieben, war noch nicht so, wie es die
Welt von heute gewohnt ist. Wer Lust zum Lernen hatte, konnte auch da schon was
lernen, wer es nicht hatte, blieb eben, wie er war. Es gab genug, die kaum
lesen und schreiben konnten, wenn sie aus der Schule kamen. Das Schulgeld
mußte von den Eltern der Kinder bezahlt werden; es betrug meistens einen
halben Thaler vierteljährlich. Das war nach späterem Gelde 1,50 Mark.
In den Wintermonaten mußte jeder Schüler jeden Morgen einen Splitter
Holz mitbringen oder es mußten dafür 75 Pfennig monatlich bezahlt
werden. Große Ansprüche an Kleidung und Pflege war in den Jahren
noch keiner gewohnt. Im Sommer gingen die meisten barfuß, im Winter die
meisten mit Holzschuhen in die Schule. Kopfläuse waren keine seltene
Erscheinung bei vielen; die wurden mit einem kleinen engen Kamm auf die
Schiefertafel gekämmt, wo man sie gut sehen konnte und dann tot knickte.
Ein Taschentuch kannte man überhaupt nicht. Die erste Mütze gab es
erst, wenn man konfirmiert wurde, ebenso die ersten Sonntagsstiefel. Der
Konfirmandenanzug wurde vielfach geborgt, ebenso bei den Mädchen die
schwarzen Kleider."
"Die gewöhnliche Tracht der Männer in den
siebziger Jahren und vorher des 18. Jahrhunderts war des Sonntags und Alltags
der blaue Kittel von Leinen, dazu in der wärmeren Jahreszeit eine
ungefärbte Leinenhose, die durch das Waschen immer weißer wurde. Im
Winter trug man eine Beiderwandshose und Jacke, man sagte Unterkaput dazu,
darüber einen Kittel. Buckskin und andere Sorten Zeug waren in der Zeit
ziemlich teuer und auch keine Mode. Die Frauen und Mädchen hatten
Beiderwandsröcke und -jacken dazu. Die ganze damalige Tracht bestand nur
aus Leinen und Beiderwand, alles selbst gesponnen und gewebt. In jedem Hause
war ein Webstuhl. Wir haben jetzt auch noch einen stehen, der noch gut erhalten
ist. Zu hohen Festligkeiten, Hochzeiten und dergleichen hatten unsere Vorfahren
feine blaue oder schwarze Tuchanzüge und die Frauen schwere seidene
Kleider mit Goldhauben."
"...Andere gingen nach der Steimke in Tagelohn, verdienten den Tag 80 Pfennig, ohne Essen oder sie droschen da mit dem Flegel; jedesmal 4 Mann zusammen, um den 16. Scheffel, d.h. 15 Scheffel bekam der Gutsherr, und der 16. Scheffel war der Lohn fürs Dreschen {1/4 Scheffel für jeden der Viere!} oder , wenn die Frucht schlechter ausgab, so bekamen sie auch wohl den 12., 13. oder 14. Scheffel als Lohn. Da wurde nicht viel bei verdient. Die Leute hatten kaum satt eitel Brot zu essen. Die Knechte verdienten in den Jahren ungefähr 8 bis 10 Thaler mit den üblichen Zugaben als Schuhe, Anzug, Leingesäet und anderes mehr."
Hundert Jahre früher wird es im strukturschwachen
Solling mit der saisonabhängigen Feldarbeit nicht besser gewesen sein und
der noch in Delliehausen geborene Sohn Carl Johann läßt sich, statt
auf der Steimke schlecht bezahlt und immer nur kurzfristig zu dienen, am 10.
Februar 1782 mit 17 Jahren im 9. Infanterieregiment in der Kompanie des
Hauptmann Hillmers vereidigen. Der Marquetier dieser Kompanie Johann Christian
Bergheim heiratet am 5. November 1782 Carl Johanns Schwester Melusine. Vier
Tage nach der Hochzeit - wie der Pastor in dem Taufeintrag vermerkt - wird ihre
Tochter Christine Elisabeth geboren, die schon im Dezember des folgenden Jahres
an den Blattern stirbt und in Schoningen beerdigt ist.
Im Schulhause wohnt
von den drei Kindern des Schulmeisters nur noch der 1769 in Schoningen
geborene, dreizehnjährige, August Fridrich. Seine Paten waren der kgl.
Quartiermeister Wendt und "die Frau Kastra ? aus
der Mühle". Der Pastor unserer Tage, der den Auszug anfertigte, war
sich nicht ganz sicher, daher das Fragezeichen; vielleicht heißt es auch
"die Frau Basten aus der Mühle", also die Frau des "Johann Christoph Bast
des gewesenen Müllers zu Schoningen "(1794). So oder so, die Mühle
spielt auch später noch eine besondere Rolle im Leben August Fridrichs!
Nun nimmt die Häufigkeit der Schreiben ab und erreicht einen letzten
Höhepunkt ab 1790, als es um die Einführung der Industrieschule und
den Nachfolger Linde geht. Auch hier sitzt der arme Schulmeister Mummenthey
zwischen allen Feuern, amtlicher Schlendrian, Behördenwillkühr,
üble Nachrede und unlauteres Taktieren der Gemeinde wiederholen sich. Wie
25 Jahre zuvor gibt es zwischen Schulmeister und Adjunktus verschiedene
Auffassungen über die Aufteilung des Schuldienstes und etliche Schreiben
aller Parteiungen den jeweiligen Instanzenweg hinauf und hinunter. Der
umtriebige Adjunktus Linde, der sich für seine Kinder um Paten vom Pastor
bis zum Consistorium bemühte und fleißig mit der Industrieschule
warb, wofür der für ihn gebaute Anbau auch zur Unterbringung seines
Werkzeugs vom Pastor für gut befunden wurde, hatte damit aber nicht die
Gemeinde auf seiner Seite. Pfingsten 1787 wurde die erste Orgel in der
Schoninger Kirche geweiht und es lag auf der Hand, daß ein Nachfolger des
alten Schulmeisters, die Orgel sollte schlagen können.
In einem der Briefe der Vorsteher der Gemeinde zu Schoningen, an dessen Kopie sich der Schreiber durch unverschämte Streckung des Textes bereicherte, stellen sie ihrem alten "Schulmeister Mummenthee, über welchen wir bislang keine bedeutende Klagen führen können", ein passables Zeugnis aus, nur um die Entscheidung zugunsten des Adjunktus Linde, aufzuschieben, der "nicht einmal die Kirchen-Uhr zu stellen versteht". Sie beschreiben aber auch die Probleme, die das enge Schulhaus für zwei Familien bringen würde. Ende 1791 weist das Konsistorium das Amt Uslar an "auf angemessene Weise alle etwa zu befürchtende Widersetzlichkeit der Gemeinde gegen die Anstellung des adjungierten Schulmeisters Linde zu verhüten...."
Irgendwie ist dann auch
der junge Mummenthey, August Fridrich, zwischen die Fronten geraten. In einem
Brief vom 9. Jan. 1792 schreibt der Schoninger Pastor Schmidt an den
Superintenden Grupen:
"...Bey seinem Umgang in
der Mühle, der ihm besonders zur Last gelegt wird, muß ich bemerken,
daß die Müllerin allhier {die Frau Basten!} auch zwei Söhne
hat, deren Umgang den jungen Mummenthey doch keine Schande, gewiß nicht
nachtheiliger sein wird als wenn er mit jungen Bauernburschen umginge; man also
wo man sonst keinen Beweis von strafbarer Aufführung von ihm hat, ihn
wegen seiner Besuche in der Mühle ihn noch nicht gleich als einen
liederlichen Menschen verdammen kann."
hier mit dem beklagten
"Umgang in der Mühle" auf den Busch klopfte, hatte vielleicht jemand
anderes im Auge als die Söhne der Müllerin, geeigneter
vielleicht noch, einem jungen Menschen auf perfide Weise aus Neid und
Mißgunst, etwas anzuhängen.
Es hat nur nicht verfangen: Am
16.3.1794 sind in Schoningen bei der Taufe von Carl August Mumenthey, Sohn des
Corporals Johann Carl Mumenthey, als Taufpaten eingetragen: der Schulmeister
August Mumenthey aus Nienhagen und Johanne Justine Basten. Noch im gleichen
Jahr, den 11. September " ist August Friedrich
Mumenthey Schulmeister zu Nienhagen, ein-eheliger Sohn Carl Philip Mumenthey
Schulmeister zu Schoningen mit Johanne Justine Magdalene Basten, einer
hinterlassenen - eheligen Tochter weiland Johann Christoph Bast gewesenen
Müllers zu Schoningen nach zweimahligen öffentlichen Aufgebot getraut
worden", seinem Umgang in der Mühle!
Zwei Jahre zuvor noch
hatte Carl Philip Mummenthey in einem verzweifelten Brief Gott und die Welt
angerufen:
Hochwürdiger, hochgelahrter Herr,
Hochzuverehrender Herr Superintendent!
Ich ersehe aus Euer Hochwürden Befehle, daß die Verkeimerungen und Verklagen von dem Hh. Pastor noch nicht aufhören, da er doch nun hat was er schon lange gewünschet und glaubte, weil ich beim Königl. Consistor. als ein alter, abgelebter Mann gemacht bin, nun gerne in Ruhe lebte. Und heißet, man kann nicht zwei Herren dienen, man muß den einen lieben, den anderen hassen, und den Schulmeister Linde seinen doppelten Verdienst helfen verdienen, da er hier in Schoningen ist und den Dienst doch nicht verrichtet. Euer Hochwürden hoffe, da ich schon 30 Jahre als Schulmeister gedienet, daß ich Linden sein Knecht nicht mehr zu sein brauchte. Wenn er ein Mensch wäre, der christlich zu leben dächte , so könnte er selber mit mir sprechen, aber der Hochmut leidet es nicht. Und nun ich nicht kann, soll mein Sohn die Dienste verrichten und der da doch ganz ausgestoßen wird hier in dieser bösen Welt, aber der liebe Gott, der verläßt ihn nicht, bin
Euer
Hochwürden
meines hochzuverehrenden
Herrn Superintendenten
untertäniger
Knecht
Carl
Philip Mummenthey
Schoningen
d. 22. Merz
1792
Nun, der liebe Gott hat ihn nicht
verlassen, den Sohn Carl Philips, er hat - in Gestalt eines leibhaftigen
Pastors mit diplomatischem Geschick - die Hand über ihn gehalten. Auch der
Adjunctus Linde bekommt nun was ihm zusteht, wie es in der von Pastor Schmidt
verfassten und am 15. Februar 1796 über Hardegsen ans Consistorium
weitergeleiteten Petition bekundet ist:
"Nachdem der Schulmeister emerit. Mummenthey zu
Schoningen am 1ten d. M. mit Hinterlassung einer Witwe verstorben, so habe ich
nicht ermangeln wollen, Ew. davon gehorsamen Bericht abzustatten. Der
Schulmeister Linde hat seit 1791 diesen Dienst als Adjunctus, jedoch sine
succedendi versehen, auf sein Nachsuchen haben Hochderoselben laut Refer. v.
30ten Dez. v. J. sich nicht abgeneigt erklärt, ihm die Successio zu
versichern, unter der Bedingung, er sich gefallen lassen würde, die
daselbst angefangene Industrieschule ohne Entgelt fortzusetzen..."
Der Schulmeister Linde erklärt auf Befragen, daß er
sich in allen Stücken den Verfügungen eines hohen königl.
Consistorio unterwerfe, bittet aber in Anbetracht der Zeiten, seiner Familie,
wenn sich Gelegenheit dazu finden würde um eine Vergütung, auch wenn
es nur 5 Taler seien.
"In diesem Betracht nun,
und da derselbe mehrere Jahre die Adjunctur versehen, auch schon vorhero einen
kleineren Dienst zu Verliehausen bekleidet, auch wegen der Einrichtung der
Ind.-Schule zu Schoningen nicht ohne allen Verdienst ist, auch die
Zufriedenheit der Gemeinde für sich hat, zweifle ich nicht, daß
Hochderos. gnädigst geruhen werden, ihm die Confirmation auf den
itzt vacanten Schuldienst gn. zu Schoningen zu
ertheilen."
Nun mag man sich fragen warum all diese Briefe
gewechselt worden sind, auch die Briefe dreißig Jahre zuvor, vielleicht
noch mehr böse Worte gefallen sind und Haß gesät wurde in all
den Jahren, bevor jemand Feder und Papier bemühte, aus dem manchmal noch
der Sand zum Löschen der Tinte herausfällt, als wäre es eben
geschrieben, kündend von ländlicher Tristesse und Verzweiflung. Vor
bald dreißig Jahren habe ich diese Briefsammlung in der Uslarer
Superintendentur entdeckt, meine Eltern haben sie noch aus der deutschen
Schrift in ein Schreibmaschinen-Manuskript übertragen - an eine
Zusammenfassung und Wertung bin ich sehr spät herangegangen. Es hat etwas
mit dem Ort meiner Kinderzeit zu tun, der mir lange Zeit heile Welt und auch
Heimat war, die man belächelt und wie die Kindheit abstreift, wenn man
ihn, wie man glaubt, leichthin verläßt, um später nie wieder
dorthin zurückzukehren. Mit feinen Wurzeln aber ist man noch verbunden und
muß sich irgendwann auch ohne Rückkehr damit auseinandersetzen,
dieses gebrochene Bild anzunehmen.
Setzen wir nun die Geschichte der
Mummentheys in Schoningen mit Johann Carl Mummenthey fort, inzwischen zum
Corporal (Unteroffizier) befördert, von dessen Sohnes Geburt wir in einem
anderen Zusammenhang schon berichtet haben. Er hat, wie es sonst übel
vermerkt worden wäre, vorher geheiratet:
"Schoningen den 28 Julius {1793}
Ist Johann Carl
Mumenthey Gefreiter unter dem 9ten Infanterie Regiment, von der Compagnie des
Kl. Hauptmann Hilmers, ein eheliger Sohn des Schulmeister zu Schoningen Carl
Philip Mumenthey, mit Sophie Luise Kerl, weiland Johannes Kerls gewesenen
Einwohners und Handarbeiters zu Schoningen hinterlassenen eheligen Tochter,
nach beigebrachten Consens, und zweimahligen öffentlichen Aufgebot getraut
worden."
Zwei seiner Söhne sterben in jungen Jahren,
Carl August, 1794 geboren, knapp ein halbes Jahr alt an Brustfieber und Carl
Just, 1801 geboren, achteinhalbjährig an Scharlach. Die 1796 geborene
Tochter Christine Karoline Mummenthey wird von Georg Friedrich Riemenschneider
sitzengelassen, der ohne sie nach Amerika auswandert. Ihr 1836 geborener Sohn
Ludwig Heinrich August Mummenthey, zunächst Dienstknecht auf der Steimke,
der durch längere Verpflichtung als Soldat und Teilnahme an den
Feldzügen 1866 und 1870/71 mit dem angesparten Geld das Haus Nr. 58 in der
Mühlenstraße kaufte, hat nur eine Tochter, die ordentlich
verheiratet, den Namen ihres Mannes an die Nachkommen weitergab!
Aus der
Stammrolle des 1. Inf. Regts 1793 - 1803, 6. Comp. Capt. v. Sode Nr. 228 "(Am) 10. May 1798 (in) Osterode vereidigt Gef. Carl
Mummenthe geb. (in) Schoningen Amt Uslar 1766 6 Fuss 3 3/4 Z(oll){sic!}
Einländer. 1 Frau,- Kinder, vorher im 9. Inf.Regt. 16 J. 3 M. Comp. des
Hptm. Hilmers (als) Johann Carl Mummenthee Vaterland Schoningen Amt Uslar.
Luth. Zugang 1782, 10. Febr. Masse 6 (Fuss) 3 (Zoll)" geht hervor,
daß sich Carl Johann nach mehr als sechzehn Dienstjahren 1798 weiter
verpflichtete, vielleicht auch um später auf eine höhere Abfindung
hoffen zu können. Wenn nicht er, so hat sein dritter Sohn, der Maurer
August Friedrich Mummenthey, 1807 geboren, das Haus 128 - Am Graben - erbaut,
von dem es in der Schoninger Chronik heißt: "Die Anbauerstelle war ohne Realgemeindeanteil und
Kirchenstellen. Es ist ein zweistöckiges Lehmsteinfachwerkhaus mit kleiner
Diele, rechts Wohnräumen und links Scheuneneinfahrt , die nach 1900 zu Stallungen umgebaut wurde.
Bis dahin waren die Ställe unter dem Haus, wurden dann aber durch das sich
ständig erhöhende Bachbett gefährdet. Das Baujahr ist nicht
bekannt. Nach mündlichen Überlieferungen hieß der Erbauer
Mummenthey." Meine Mutter hat in der Chronik an dieser Stelle
handschriftlich angefügt:
"Hier lebten
auch Melusine, Amalie, Dorothee Mummenthey, geb.: 26.5.1838, gest. 25.9.1904
und ihr unehelicher Sohn Ludwig, Georg Mummenthey geb.: 22.X.1859, gest.:
22.I.1949 in Schoningen.
(Vater Klemme)"
Dorothee
Mummenthey, einziges Kind des Maurers August Friedrich Mummenthey hat den Vater
ihres Sohnes nicht preisgegeben, es gibt eine Bescheinigung des Amtsgerichts
Uslar über die amtlicherseits nicht feststellbare Vaterschaft.
Sie wird ihren eigenen Kopf gehabt haben, die 'wilde
Dorothee'. Durch einen Hinweis auf ihren etwas knapper gefaßten Beinamen
"Wilde Doris" wurde noch in meiner Kindheit allgemein ungestümes und
ungebärdiges Betragen apostrophiert. Meine Mutter, achtjährig
während der Ruhrbesetzung 1923 längere Zeit in Schoningen, war
ebenfalls mit ihr verglichen worden, als sie in eiligem Lauf den Kinderwagen
mit ihrer Nichte umkippte. Dafür gab es ein paar mit dem Drachtenseel, dem
Trageband einer Kiepe, wovon sie uns als Kindern aber nichts
erzählte.
Dorothee Mummenthey muß
ihren Sohn mit Erfolg großgezogen haben, denn Ludwig Georg Mummenthey,
Waldarbeiter und später Holzhaumeister, kaufte 1891 das im Oberdorf
gelegene Haus Nr. 33a - Im Winkel - "Zweistöckiges Lehmsteinfachwerkhaus mit
großer Scheunendiele, links Wohnräume mit besonders kleinem Flur,
rechts Stallungen. Das Haus gehörte bis 1891 als 'das neue' zu Haus-Nr.
33. ...Durch Kauf und Pacht gründete er eine kleine
Landwirtschaft..."
Hier wurden seine Tochter und die vier Söhne
geboren. Er nahm schon an einem der ersten Mummentheyschen Familientage 1922 in
Osterode teil, wie es ein altes Foto ausweist. Meinen Urgroßvater, der
fast neunzig Jahre alt wurde, sehe ich immer noch, bei einem Besuch bei uns im
Schoninger Unterdorf meiner Mutter in den Arm fallen, als sie beim Niederzucken
eines Blitzes vor dem Küchenfenster in dessen Richtung deutete. Auf der
Abbildung aus dem Jahre 1920, man beachte auch die gelagerten Holzstämme
und die sorgsam aufgeschichtete Holzfinne, ist das Dach des Haupthauses noch
mit Sollingplatten, dünnen Sandsteinplatten, gedeckt - als sie in den 50er
Jahren gegen modernere Dachziegel ausgewechselt wurden, habe ich auch ganz
stolz mit geholfen. Es war aber eigentlich selbstverständlich, sich bei
solchen größeren Unternehmungen gegenseitig zu unterstützen,
oder bei unaufschiebbaren Erntearbeiten nach der Schule einzuspringen. Habe ich
doch auch mit guten Erinnerungen viele Tage und Nächte in diesem Haus
verbracht, als meine Mutter für längere Zeit im Krankenhaus lag.
Mein Großvater, der älteste der vier Brüder, hatte sein
Vaterhaus schon vor Jahrzehnten verlassen, er fand 1909 in Bochum-Riemke Arbeit
bei der Eisenbahn. 1913 holte er sich seine Ehefrau aus Schoningen, wo auch die
Hochzeit stattfand. Meine Großeltern kamen dann nur noch zu Besuch nach
Schoningen, wohin meine Mutter mit uns beiden Kindern 1943 wegen des
Bombenkrieges evakuiert worden ist und wo wir dann 13 Jahre wohnten, bis mein
Vater eine Wohnung der Sollinger Hütte, seinem Arbeitgeber, in Uslar
erhielt. Ich errinnere mich noch immer an mein merkwürdig ungläubiges
Erstaunen, wenn im Gespräch mit meinen Großeltern ausgesprochen oder
unausgesprochen die Bemerkung fiel, wie sehr sie sich wieder auf die Heimfahrt
nach Bochum freuten.
Wie die meisten der Schoninger Familien
hatten auch die Mummentheys Opfer der beiden großen Kriege zu beklagen.
Wilhelm Mummenthey, der
zweitgeborene Sohn des Holzhaumeisters , fällt im Ersten Weltkrieg, der
Enkel Friedrich im Zweiten Weltkrieg. Die anderen in Schoningen ansässig
gebliebenen Söhne, von denen der jüngste Beruf, Haus und Hof vom
Vater übernahm, der nächstältere, nach einer Zeit als
Waldarbeiter, einen ansehnlichen Bauernhof mit dem dazugehörigen Land
erwarb und der letzte den Beruf eines Schneiders im eigenen Haus mit einem
kleinen landwirtschaftlichen Betrieb verband, hatten ausschließlich
Töchter.
So ist der Name Mummenthey in der männlichen Linie nach
etwas mehr als 220 Jahren seit 1989 in Schoningen ausgestorben. Wenn auch
gestrenge Genealogen die Nase rümpfen mögen, über die Weitergabe
des Namens durch die weibliche Linie, so waren es gerade die unehelich
Geborenen oder deren Kinder, die ihr Leben erfolgreich meisterten und dem
seltenen Namen noch etwas Lebenszeit
gaben.
Seit mehr als
fünfundzwanzig Jahren wohne ich nun wieder im Calenberger Land, in dessen
Dörfern Lüdersen, Holtensen, Harkenbleck, Hüpede, Oerie,
Jeinsen, (Lobke), Gestorf und Hiddestorf seit 1384 Mummentheys lebten und
in der Stadt Hannover, woher, ununterbrochen zurückverfolgbar bis 1592/1603, die Mummentheys einst auch nach Schoningen kamen.